ask23 > Philipp Otto Runge: Fußreise in Seeland (Jugendliche und scherzhafte Versuche 2.)
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Philipp Otto Runge

Fußreise in Seeland (Jugendliche und scherzhafte Versuche 2.)




Fußreise in Seeland (Jugendliche und scherzhafte Versuche 2.)


oder:
Erzählung aller kleinen und großen Vorfälle auf einer Wanderung durch das nordliche Seeland im Pfingsten 1800, gesammelt und herausgegeben, auch mit interessanten Bildern verziert, durch C. C. A. Böhndel und P. O. Runge.
(An seine Schwester Christine.)

Kopenhagen den 7. Juny 1800.


Erster Tag.
Goldner Morgen, du brachst hervor;
Ich lag noch schlafend auf einem Ohr.
Hoher Phöbus, du leuchtetest helle,
Und ich lag noch fest auf derselben Stelle,
Sanft und sicher in Morpheus Schoos -
Da bekam ich einen Rippenstoß.
Geschwind' ich aus dem Bette flog,
Meine Kleider in Eil' anzog.
Und nachdem ich den Wuchs meines Bartes gehemmt,
Die strahlichten Locken mir ausgekämmt,
Mit klarem Wasser mein Antlitz gewaschen,
Thät ich sogleich meinen Hut erhaschen.
Der Amacker Markt und all' sein Gesindel
Wich hinter mir; ich ging zu Böhndel.
Den fand ich auch schon auf festem Fuß,
Nur bekümmert' uns Jupiter Pluvius.
Der Himmel war von Wolken dick,
Wir beklagten unser traurig Geschick.
Ihn flehten wir an und alle Götter;
Drauf wurd' es etwas bess'res Wetter.
Wir beide neuen Muth empfingen,
Vereint nach Wiedewelt's Werkstatt gingen;
Bewunderten da schöner Figuren genung,
Und im Garten einer Katze Sprung:
Sie sprang hinauf, sie sprang herab.
Der Gärtner uns schone Blumen gab.
Verfügten uns dann im vollen Lauf
Zu dem Professor Juel hinauf.
Wir trafen ihn an, er mahlte so eben,
Thät uns einen Gruß mitgeben
An Herrn M**, einen Schloßverwalter
Zu Friedensburg in seinem besten Alter,
Und wünscht' uns eine glückliche Reise.
Wir sehnten uns nach Trank und Speise.
Wie ich nun so nach Herrn Mühlholz ging,
Von Perthes ich einen Brief empfing.
Wie der so mancherley mir schrieb,
Das war mir ganz erstaunlich lieb.
Meine Geschäfte die trugen mich nicht weit,
Ich war zu Hause zur rechten Zeit.
Gleich auch Freund Böhndel zu mir kam,
Ein jeder seine Sachen nahm;
Vereint wir wieder nach Mühlholz gingen.
Wo wir ein Frühstück gar gut empfingen.
Er schenkte die klaren Gläser uns voll;
Wir tranken auf seiner Frauen Wohl.



Den 31. May 1800 um 11 1/2 Uhr gingen wir vom Hause, an den Beinen gestiefelt, jeder mit einem trockenen Hemde und Paar Strümpfen in Vorrath versehen. So wie wir nur die Nase zum Thor hinaus steckten, wurden wir eine Armee ansichtig. Ich weiß nicht, ob Andre hier nicht gleich die Flucht ergriffen hätten, wir aber kehrten uns an nichts, und betrachteten mit Vergnügen, wie sie ihre furchtbaren Manoeuvres machten. Einige lagen im Graben und schliefen, die sollten nach unserer Einsicht wohl die Todten und Verwundeten vorstellen. Die Vorposten, sobald sie uns erblickten, stießen zum Hauptcorps, wir hörten trommeln und pfeifen, und einige Regimenter mehr wurden auf uns zu beordert. Da suchten wir denn unsre Force im Abzuge zu beweisen, und nahmen bald wahr, wie die salzigen Fluthen des Baltischen Meeres die Küste mit Schlamm bedeckten, welcher nach Homer herbe Gerüche verbreitet. Die See war weit hinaus mit Schiffen bedeckt, und Kopenhagen nahm sich von dieser Seite sehr gut aus.
Jetzo nahte sich uns ein Flüchtling, den wir seinem Aeußern nach bald für einen Hund erkannten und ihn in unsern Schutz nahmen. Die Kalkbrennerey verbreitete Steinkohlengeruch und Schwefeldämpfe. Jupiter zog noch entsetzliche Falten auf die gewaltige Stirn. In Gammel Bartou gossen wir dem Scheidewasser unseres Magens etwas Bier zur Verarbeitung auf, und gaben dem Alard einen Bissen Brod, den er mit vieler Dankbarkeit anzunehmen schien, heimlich aber in seiner schwarzen Seele (es war ein schwarzer Fixköter) ganz andere Gedanken hegte. Wir spieen demselben hierauf in's Angesicht, um ihn an uns zu binden, weil ein Hund grade die entgegengesetzte
Behandlung wie ein Mensch in diesem Falle goutirt. Bey einem Jagdhause, wo die Außenposten mit einigen seinesgleichen besetzt waren, sollte unser Hund als Spion gebissen werden; wir retteten ihn aber von einem schmählichen Tode, und er wedelte mit dem Schwanze.
Nunmehr erreichten wir Constantia. Welch ein Rebensaft hier wachsen soll, ist weit und breit bekannt; es ist das Göttelgetränk, womit Odüsseus den Polüfämos berauschte, und als der wilde Küklop nun schnarchend den Boden bedeckte, so versengte ihm der Held mit einem brennenden Olivenknüttel sein Auge, daß das Ungeheuer mit grausender Gewalt die Felsenhöhle durchtobte. Doch konnten wir keine Spuren dieses Gewächses entdecken, und müssen glauben, daß die ganze Geschichte in die fabelhaften Zeiten fällt. Hier ist übrigens gleich der Galten von Charlottenlund mit ausnehmend lieblichem Gehölz, und die schönen Gegenden Seeland's nehmen hier ihren Anfang. Einige Schiffe segeln mit unsern Schritten in die Wette; und Pluvius laßt seinen vollen Segen auf uns niederfließen, welcher jedoch das Grün des Grases und der Bäume belebte. Die Sonne schien matt zwischen den dicken Wolken auf das Meer hin und brachte die schönste Würkung hervor, die jemals ein Mahler kann festgezaubert haben. Eine Viertelmeile weiter trafen wir in Skovshoved ein:


Es versorgt Kopenhagen mit Fisch,
Und ladet seine jungen Herren zu Tisch;
Doch nach Punsch
Vergeh' ihnen der Wunsch,
Denn der ist äußerst schlecht;
Aber Spickgans eben recht.
Auch kann euch in seinem Garten
Der Wirth mit Thee aufwarten;
Und blickt man höher vom Haus,
Nimmt Hveen gewaltig sich aus. -
Meer entlang
Tönt so unser Gesang.


Mit einemmale war der Hund weg; wir riefen, wir schalten, und wir pfiffen, aber alles vergebens: diese Undankbarkeit schlug unseren weichen Herzen eine tiefe Wunde. Solches geschah zu Hvidöre. Hier ist Schimmelmann's Garten (des Dänischen Staatsministers. Lesern, so die Geschichte dieser Familie nicht kennen, werde noch einige Bände zu diesem Werke nachliefern, und bitte, insonderheit, da noch verschiedene Lebensbeschreibungen anzuziehen vorkommen dürften, die geneigten, bis dahin sich zu gedulden.) Wir waren nicht hinein, sahen es alles nur von außen, es ist aber gewiß recht schön. Am Wege floß für müde Wanderer die "Emilienquelle," aufgefangen und geleitet in Marmor, mit einer Schöpfkelle, die etwas in's Ungeheure spielte, auch nebenher der Wanne der Danaiden nicht gar unähnlich war. Die Quelle strömte aus einem Auge, das in den Stein gehauen war; rührend war es anzusehen, wie die Nymphe des Quells so kräftig um Emilien weinte #1). - Auch sahen wir im Vorbeygehen noch im Garten
- eine ungeheure Brücke
Von Holz.
Bellevue gränzt hier an und schon der Name spricht die Eigenschaft aus. Es wird von Kopenhagen aus heftig besucht, besonders mit, weil hier der Eingang vom Thiergarten ist.
Klampenborg. Hier fanden wir die rundblättrige Pappel; auch einige Flores Danici, wovon vielleicht einige Zeichnungen liefere. Wo nicht muß ich die Leser auf die "Flora Danica" verweisen, herausgegeben von Professor Wahl in Kopenhagen, wo sie sie alle sehen können. Das Werk, will man es illuminirt haben, muß einige Jahre vorher bestellt werden; es sind 21 Bände heraus, jeder kostet 8 Rthlr. Dänisch Courant und meine Commission ist 3 Procent, ich empfehle mich dazu einem geehrten Publicum. - Torbek ist auch sehr hübsch, aber noch hübscher Annebierg. Hier erhebt sich der Weg etwas hoch am Ufer. Sehr guter Ackerboden, und man düngt mit Seetang. Es endigt sich hier der Thiergarten.
Wir betrachteten, wie die Sonne, die kurz vorher, und rund um sich her auch noch, von dicken Regenwolken überzogen war, sich mitten über dem Meer eine etwas dünnere Stelle wie ein Loch hineingeschienen hatte. Sie warf ein weiß glänzendes Licht auf die Küste der Insel Hveen, ferner ein etwas blässeres auf die Schwedische Küste; einige weiße Segel wurden hell beleuchtet. Die ganze Natur schien den einen Punct wie in Triumph hervorzuheben; alles trat in einen schwärzlichen Wolkenschatten zurück, und nur dieses Einzelne war wie durch Vorsatz unbeschreiblich schön und stark erhellt. Wir begriffen jetzt, wie Heß die unvergleichliche Beleuchtung seiner Schweizergegenden gefunden und der Natur äußerst treu geblieben; sie ahmte hier dieses reizende Licht sehr genau nach. - Die Eremitage sahen wir etwas landeinwärts auf einer Anhöhe liegen. Der Weg schlägt sich etwas vom Ufer ab, und geht durch Bäume und zwischen Gärten hin. Bey Scottsborg hebt sich das Ufer höher und man kommt durch das Dorf wieder unten an den Strand. Die Rücksicht nach dem Ausgange des Dorfes ist äußerst mahlerisch: Man hat im Vorgrunde eine kleine Fischerhütte mit Geräth und große Steine, hinter diesen Scottsborg, wo die hohen Bäume bald die Häuser verstecken, bald zur Hälfte von ihnen bedeckt werden; hinter dem Dorf das hohe Ufer, links das Meer, und noch die Thürme von Kopenhagen. Unzählige Schiffe; und wir hatten noch die Freude einer schönen Beleuchtung. Weiterhin bey Aggerhvil sahen wir wieder ein Licht entstehen, das in einem Gemählde äußerst wunderbar und unnatürlich scheinend gestanden hätte: Die See war im Vorgrunde grün und violett; Hveen ganz in Schatten; hinter Hveen schnitt sich das Licht mit einemmale scharf ab; der Schatten schien dunkler als der Vorgrund; Schweden, welches fünf Meilen entfernt, erschien in einem so hellen Licht, daß man beynahe die Häuser unterschied ; ein segelndes Schiff gewann den allerhöchsten Lichtpunct, und dieser Anblick versetzte uns in eine wahre Entzückung.


Wir thaten in dieser Begeisterung
Mit beiden Beinen einen Sprung.
In unseren Busen fing's an zu brennen,
Daß wir uns selber kaum mochten erkennen
Und hätten bestanden den schwersten Kampf-;
Doch goß der Regen dies Feuer aus,
Es entstand ein gewaltiger Dampf.
So kamen wir nach Blegehuus.
Doch durch den Dampf das Feuer brach,
Wir gaben unserem Eifer doch nach
Und rannten die Berge des Ufers hinauf
(Herr Mühlholz wollte lieber unten geh'n)
Und sahen in diesem verwegenen Lauf
Zwey muthige Pferde droben steh'n.
Wir glaubten, da wäre der Pegasus,
Und wollten sogleich eine Ode reiten;
Dock sie erhuben ihren Fuß -
Und ach, wir sahen schon von weiten
Die dicken Beine, die langen Haar',
Das ein' eine Kracke, das ander' eine Schindmähr',
Und merkten, daß da kein Pegasus nicht war,
Und ach! nun grämten wir uns sehr. -
Wir gingen hinunter in's flache Feld,
Wo wir uns still zu Herrn Mühlholz gesellt.


Wie wir so am Strande weg gehen, sehen wir ein Gartenhaus links im Grunde liegen, und gegenüber rechts eine Art Festung, von zwey alten Frauen besetzt. Wir bestiegen sie. Der Ort heißt Vedbek, und die Festung war bloß eine Verzierung um ein Monument, das in der Mitte aufgeführt stand, wo hinauf ein Schneckengang führte. Das Ganze gehörte einer Frau B. Wir kriegten hier auch zu wissen, daß wir weiterhin durch des Herrn Fabritius Garten gehen könnten, um nach dem Eneroms - Wirthshause zu kommen. Hr. Mühlholz wollte aber gradesweges nach dem Wirthshause hin: wir sollten uns nur eine halbe Stunde im Garten umsehen, er wolle etwas schlafen, auch zugleich was für den Schnabel bestellen.
Wir beide nun gingen eben in den Garten hinein; da bot sich uns ein Sachsen-Gothaer, der dort Gärtner war, an, um uns herumzuführen; welches wir annahmen, obschon wir unsern Cassirer jetzt nicht bey uns hatten. Jener schloß uns erst den rechten Garten auf und führte uns in das "Türkische Haus."


Laat my nu, Musa! vörtellen un legen,
Wat wy hyr segen unde nich segen.
Ja een gantz Rüsthuus von dem Törkschen Sultan
Dat dröpen wy hyr in't Deensche an.
Stryteren un Sweerter un Bagen und Pyl',
Un Lantzen lang 'ne halwe Myl,
Schiller un Pantzers unde Worpspeet',
Ja so veelerley, dat ik't nich to nömen weet.
Krygsrädschop von allen Enden der Welt
De Mann hyr in enen Bündel hölt:
Von America, Guinea un Neholland,
Lilliput, Broddingnac, un Schlaraffenland,
Von dem Cap, von de Kaffers un von Otaheit;
Ja dat wöör fast 'ne Unmüglichkeir.
Puh = eren, Barden, Tartärchen un Granaten,
Pistolen un Degen vör hunnert Soldaten.
Door wören ook Haudinger von allerhand Slag,
Veel meer as ik in myn Lewenstyd sach,
Arabische unde ook Törksche Sabel.
Un in een Eck' door stünn' Cain un Abel;
Dat wöör von Dohn unde good getacht,
Veel beter as wy schullen hebben 'dacht.
Doch stünn' dat in enen Winkel von 't Huus.
Up'm Camien lach ene Venus
Von wittem Marmel uut Frankryk her.
Man de Adel wöör veel beter.
Wat segg' ik noch meer, myn' lewe Stina?
Len' Ottomann' un rwee Stöhl' nur China,
Allens gemaakt von Bambus.
- Nu güngen wy wedder uut dat Huus,
Un kregen' n Monument to seen,
Und füngen byna luud' an to ween'n,
Nich äwer den, de dorünner muchd' slapen,
Man dat Monument wöör to wanschapen,
Twe Marmelbiller wy ook noch segen,
De hadden dre Johr' in der Noordsee legen,
Do hadd se wol gepuzt un gerewen,
So datter nich veel was nablewen.
Noch segen wy Brüggen, un Löwering's von Boneu,
Ene Festung beseutz't mit hölten Kanonen,
Twe Böd' as Kriegsscheep' un 'ne Flaggenstang',
Un Kugeln, - do wurren wy angst un bang',
Un lepen in't Holt un de Löw'ring henin
Von Jelängerjelewer un von Jasmin,
Balsampöppeln, Pfopen, un Eken,
Krusemünt', Zirenen un Hageböken,
Willen Fleder, Berberitzen, knirk un Aalhoorn,
Sleedoorn, bunt Gras un Hagedoorn;
Do segen wy vör uns enen Born,
Heel still un deep in'n Busch vörloorn. -
Doch, Musa! holl nu an dyn Gedigt;
Düt to beschrywen büst du to ligt.
Dat schölen annere Lüüd' bedwingen,
De al eer gesungen von groten Dingen.


Inschriften auf die Quelle Karl's des zwölften.

Hier am kühlenden Quell und unter hangenden Schatten
Ruhte von Schlachten der Held, ruhte Bellona mit ihm.
Karl vergaß der Siege; vergiß der kleineren Sorgen,
Freund, und geneuß der Ruh' hier in dem Schoos der Natur.
Fr. L. Gr. z. Stolberg.

(Hier sollten auch die Dänischen Inschriften folgen, sind mir aber in meiner Bleystist-Abschrift unleserlich geworden #2).
Noch einmal habe ich in diesem Sommer die Quelle gesehen. Wir saßen lange dabey; die Arbeiter im Garten kommen immer einmal, setzen sich am Rande nieder und trinken aus dem Becher, der hier zum Schöpfen an einer Kette liegt. Es ist so still da herum, und geht man nur einige Schritte weiter, so hat man, einen schönen Canal entlang, die Aussicht auf die Ostsee dicht an dem Garten hier; es fuhr grade ein Kriegsschiff in vollem Segeln vorbey. - Die ganze Stelle ist mit Haselsträuchern eingefaßt, deren Frucht zur rechten Zeit eine angenehme Beschäftigung gewährt.)
Ich will eben nichts über unsre Gefühle bey diesem Denkmal sagen, und überlasse es gern jemand, dem ähnliches begegnet, recht zu beschreiben, wie man auch von der allerspaßhaftesten Laune zu den ernstesten und sanftesten Empfindungen übergehen könne. Es kam für uns hinzu die Annehmlichkeit des Wetters, des Gebüsches, und eine Vorstellung, daß man dem Helden auch die Erquickung aus der Quelle verdanke. Wir opferten noch zwey Becher des reinen Quellwassers dem, der einst sich hier gelabt hatte wie wir; sagten unserm Sachsen-Gothaer Dank und gingen zu Herrn Mühlholz, der unser schon harrte, weil dieser angenehme Platz uns zu lange aufgehalten; tranken Kaffee; aßen Butterbrod, nahmen unsere Ränzel und gingen weiter. - Auf dem Wege trafen wir eine Frau mit der Schürze voll Holz und Torf; ein Kind hing ihr auf dem Rücken, und ein Knabe ging noch mit einem Sackvoll vorauf; er und die Mutter auf Holzschuhen. Sie sah uns nicht an, das Kind aber sperrte die Augen weit auf. Hier sollte das Strandreuterhaus seyn; wir bemerkten es aber nicht.- Smidstrup; hier ist der Landsitz von Lund's Oheim. - Falkevadshuus und Ravnshadshuus; hier bemerkten wir, daß wir immer weiter nach Norden kämen, denn es wurde uns immer wärmer, da bekanntlich der Sommer im Norden viel heißer ist. Rongsted. Bokkeballe - Gaard und Sophienbierg. Hier fanden wir einen pfeifenden Wiederhall. Es hat vor diesem dem Kronprinzen zugehört, und ist aus Capitulation den jetzigen Besitzern übergeben; deswegen, da wir Schornstein und Dach mit Mannschaft besetzt, und unsern General Mühlholz Feuer geben sahen, wurde aus zu voreiligem Diensteifer, um es wieder zu erobern, jene von uns angegriffen. Weil die Leute sich aber gar nicht wehrten, hielten wir es unter unsrer Würde, die Festung einzunehmen; bedienten uns aber der dazu eben aufgesammelten Granaten, um auf dem gebahnten Wege im Gehen eine Partie Billard zu spielen; worauf wir uns Herrn Mühlholz wieder näherten. Der General erzählte uns von seinen ersten Thaten, und wie er von unten auf gedient, 25 mal von Kopenhagen nach Nürnberg marschirt sey; auch ein Gesprach medicinischen Inhalts gab es noch, wie man sich auf solchen Reisen zu verhalten hat, wie man die Hacken schmieren soll. - Kokkedal. Michelborg. Wir bekamen hier zuerst Helsingör zu sehen, und ein allgemeines Freudengeschrey erscholl, daß es von allen Bergen wiederhallte. Von der Schwedischen Küste würde ein prächtiges Echo gekommen seyn, wenn sie nicht einige Meilen zu weit ab gewesen wäre. Eine Unterhaltung über das berühmte Echo an der Küste von Großbritannien, worin ausgemacht wurde, daß es sehr hübsch seyn müsse. - Nibaae-Havn; ein durch Kunst mitten im Wasser gebildetes Viereck, als Retirade für Schiffe. - Sletten. Hier begegneten uns an die zwanzig Milchmädchen, alle sehr häßlich; dazu ist es die kahlste Gegend von der ganzen Tour. Die Mädchen hatten die Impertinenz, uns auszulachen. Wir gingen weiter und sangen heftig.
Humblebek. Der Weg verändert sich hier in Sand, so daß wir, mit einiger Uebertreibung gesagt, immer bis an den Leib hineinfielen. Es war uns fatal und würklich sehr unangenehm; da wir nun über dem aufgeworfenen Graben auf der Wiese einen schönen Fußsteig erblickten, auch lag ein schöner Stein zum Uebersteigen vor uns, so bedienten wir uns der sich uns darbietenden Freyheit; aber:
Singe mir, Muse, den Zorn des alten häßlichen Weibes -.
Doch die Muse will nicht und ich erzähle in Prosa: Am Ende der Wiese stand ein Haus und vor dessen Thür eine Frau, die, wie sie uns ansichtig wurde, ihre Stimme erhub, um entsetzlich zu schimpfen, und ein Grauen befiel uns. Doch der Sand war zu ungeheuer, als daß wir diesem Abentheuer nicht hätten entgegengehen sollen; auch dachten wir: sie wird schweigen, wenn wir nur still unsern Weg fortgehen. Aber o du Ungeheuer! Bald hatte sie den einen, dann auch den andern Arm in die Seite gebracht, und aus ihrem Munde brach, wie einem losgelassenen Mühlenteich Schlamm und Moder entstürzen, eine gewaltige Fluth von Schimpfwörtern. Was war hier zu machen? Retirirten wir noch, so waren wir auf der Flucht und es wäre noch ärger geworden. Es wurde demnach beschlossen, zu thun, als verstanden wir kein Wort Dänisch, und grade auf sie loszugehen. Da sie sah, daß alles Schimpfen und Fluchen ihr nichts half, grifft sie zu den Waffen; das erste, was sie ergriff, war ein Besen (der geneigte Leser mag hieraus auf ihren Stand schließen und unsern Muth bewundern, da wir es hier mit dem höllischen Bunde offenbar zu thun hatten), der Hund kam auch los, es stand ihr der Schaum vor dem Munde: so langte sie bey uns an. Aber die Gelassenheit, womit wir das alles anhörten und nur unverwandt auf unsern Weg sahen, schien ihr unbegreiflich und machte sie stutzig, - bis der Mann auch anfing. Dieser versicherte, daß der Teufel unsern Hals in hundert Stücke zerbrechen solle; so gerieth sie denn in die höchste Wuth und würde zugeschlagen haben, wenn wir nicht auf Deutsch gefragt hätten, was sie denn eigentlich wollten? Sie nahmen eben nicht viel Notiz davon, wir aber gewannen doch Zeit und so gingen wir ihnen vorüber, grüßten ganz freundlich und das Schelten und Fluchen brach allmählig ab, bis es zulezt mit einem leisen Hundegebell verhallte. -
Wir mußten doch noch eine Strecke im Sande gehen; hernach wir den Staub von unseren Füßen nicht allein schüttelten, sondern ihn auch noch völlig abwuschen in der grauen Woge des strandumrauschenden Meeres. - Ohne viele Fahrlichkeit langten wir durch eine schöne Gegend in Krogerup an. Herr Mühlholz trank einen Schnaps, wir Bier, und aßen Butterbrod mit Schinken. Die Knochen thaten uns alle weh, zumal wir auch ziemlich genau wußten, wo uns der Schuh am Stiefel drückte. Wir spielten wieder Billard, um uns geschmeidig zu machen; ein besoffener Seeländer fand dieses sehr ungereimt und ungebührlich, und fing an uns zu schimpfen, wie Simei dort den König David. Wir hielten inne und wollten diesem Hund den Kopf abthun; aber der General bließ zur Retraite, besonders da uns auch ein Junge mit einem blanken Messer nachlief. - Wir wurden schon ganz bange, da noch einige handfeste Kerle sich einfanden; aber dieses Messer gehörte uns selbst und war von uns im Kruge vergessen worden. So endigte sich denn diese gefährliche Avanture mit einem Douceur von 1 Skilling Dansk.
So frisch wir es noch konnten, gingen wir nun weiter. Der Abend war außerordentlich schön, obzwar er uns für den folgenden Tag nur schlecht Wetter weissagte.- Eine Frau mit dem Milcheimer auf dem Kopf und einem Kinde an der Hand ging vor uns auf. Uns wurde schon der Weg, nicht eben die Zeit lang; wir riefen von weitem: "Mutter, wie weit ist es noch bis Helsingör?" Sie antwortete nur mit einem brummenden, ganz unverständlichen Laute (und das war der Mampflaut #3) - ); es mußte in unsrer etwas frey abgefaßten, aber doch ganz sittlich vorgetragenen Frage etwas Unpassendes stecken; wir hielten dafür, daß sie vielleicht noch keine Mutter sey - und dies war getroffen, denn als wir sie einholten, fanden wir ein schönes Mädchen von achtzehn Jahren (beyläufig gesagt das schönste, das wir auf der ganzen Reise gesehen haben, denn wir beide, der schönen Kunst Beflissene, welche vornämlich um Schönheiten der Natur zu sehen reiseten, durften die Krone der Schöpfung nicht unbeachtet unsern eifrigen Blicken vorübergehen lassen). Wir waren um so mehr erstaunt, da wir sie von hinten her für alt angesprochen hatten; fragten sie jetzt nach dem Wege und andern Kleinigkeiten, sehr überflüssig, da Helsingör uns schon unter der Nase lag, aber was thut man nicht, um einem schönen Munde auch schöne Töne zu entlocken? Allein sie war so unhöflich und grob, wie in der Regel alle Seeländer; indessen konnten wir hier recht in uns verspüren, wie sehr es doch auf das Gefäß ankommt, aus welchem einem so bittre Sachen eingegeben werden. - Sie ging nach der Tipperup-Mühle, und wir nahmen den Weg durch Espergierde, wo viele Fischergeräthschaften standen; und Lokkerup, wo der Strand mit einer Menge großer Steine wie besäet war. Die See war stille, glatt wie ein Spiegel; die Sonne sank, und schattiges Dunkel hüllte die purpurne Fluth -. Snedkersteenshuus. Hier trafen wir einen Fischer, den wir nach den sonderbaren Steinen (hierbey abgebildet) fragten, die nach seiner Sage gebraucht werden, Reusen und Netze daran festzuhalten. Die Ziegelbrennerey rauchte noch stark, und der goldene Abend färbte den Rauch blutroth, der gerade wie eine Säule emporstieg und sich in der Blaue des Himmels verlor. Stille war's über dem Meer; matt klappte die leise Lust mit den Segeln noch hin und her; lange glatte Wogen schlugen leise an den Strand, sie brachen sich hier zwischen den Steinen nur wie aus Langerweile. An der Schwedischen (höheren) Küste schien der Abend noch hell. Ein Schiff schoß bey Helsingör, lange zog der Rauch und blieb wie liegen auf der stillen Fluth, schwach nur berührte der Schall unser Ohr. Die Leute gingen sachte zu Bett und zum Thor hinein. Dicht vor dem Thor stand die Zuckerraffinerie.

Helsingör.
Wir passirten ein um 10 Uhr, ohne Umstände und ohne eine Wache zu sehen; fragten nach Herrn S. und der Steinstraße, die wir gar bald fanden und uns in die dunkle Wirthsstube begaben. Es wurde Licht angesteckt, und nun sahen wir, wo wir waren; setzten uns, die beiden Andern auf die Bänke, ich aber, - weil sie ihn für sich zu bequem hielten, - in einen gemächlichen Lehnstuhl. Der Herr Wirth lag im Bette und stöhnte gewaltige Stücke. Wir bestellten uns zum Labsal eine kleine Bohle Punsch, und etwas zu essen. Dem Herrn S. wurde eine Kumme mit etwas Dünnem an's Bette gebracht, was wir für Medicin hielten. Es traf aber ein Officier aus Kopenhagen ein, und als Herr S. den sahe, stand er auf, zog sich noch ganz gl'ant an, zupfte seine Manschetten aus dem rothen goldbrodirten Rock hervor, setzte die P'rüke auf, stemmte mit ziemlicher Mühe die Hände in die dicken Seiten und - machte dem Herrn Officier einen Bückling. Wir erfuhren nun, daß die vermeynte Medicin auch Punsch gewesen, und bewunderten den Mann, der mit Anstand und Geschick sich von den Strapazen zu erholen wußte, die ihm die Langeweile den ganzen Tag verursacht.
Nach einer Stunde kam unser Bestelltes. Herr M. nahm den Präsidentenstuhl und das Schenkamt ein; wir aßen Fische und so dergleichen, und nachdem wir es alles so weit getrieben, daß es verdauet werden konnte, gingen wir mit entsetzlich steifen Beinen auf unser angewiesenes Zimmer, hätten gern gesehen, daß man uns in ein Bad gesetzt und mit Oele gesalbet hätte. Wir veranstalteten dafür etwas Branntwein und ein Talglicht,
uns die Hacken zu schmieren. Auch kriegten wir nur zwey Paar Pantoffeln, wovon dem General ein volles, und uns jedem ein halbes zu Theil wurde; so auch die Betten. Da das Schmieren angehen sollte, ging bey einem voreiligen Abputzen gar das Licht aus, und schwarzes Dunkel umhüllt' uns. Wir stiegen zu Bett und kaum ließ uns die große Müdigkeit einschlafen. Es war zwölf Uhr geworden. Ich wünsche uns eine geruhsame Nacht und schließe hiemit den ersten Tag.

Zweyter Tag.
Also lagen wir dort in der heiligen Schatten Umhüllung. Als aufdämmernd nun Eos mit Rosenfingern erwacht?/ Und die lieblichen Strahlen der Sonne vergüldct das Fenster, Sprang er vom Lager empor, der Führer der Schaar, Herr Mühlholz, Faßte das leichte Gewand und warf es behend' um die Schultern. G'schren dann entsandt' er der Brust, und uns weckt' mit dem Knechte der Stiefel.
Und wir entsprangen dem Schlaf und stampften den zitternden Boden, Wuschen uns schnell mit dem Wasser, das klar dastand in der Schale/ Strichen mit zihnichtem Hörne zurück die strahlichten Locken, Und erwarteten jetzo mit Seufzen das liebliche Frühstück. Als das Frühstück kam und uns duftender Thee nun umdampste, Da entband ick dem Rünzel die hartgedlrreten Zwieback'. - Also saßen wir dort in der Stunde der rosigen Frühe, An der Fülle des Mahls und würzigen Thee's uns erlabend. Als nun die Glocke begann, die Gemeinde zur Kirche zu rufen, Packten wir wieder zusammen, und zahlten unsere Rechnung.
^ Der General quittirte seine Charge, und reservirte sich nur noch auf so lange das Commando, als er bey uns bleiben würde. - Auf unserm Zimmer hingen diverse Kupfer, aber sehr abgeschmackte; unten fanden wir einige gute nach Vernet. - Wir wollten nach Cronborg; und besahen nur noch erst die Kirche. Es war wenig merkwürdiges da; der Altar hatte ein Hautrelief, die Kreuzigung vorstellend, aber sehr mittelmäßig; das besonderste war die Taufe, ein Becher von ungeheurer Größe. Wir gingen heraus; die Kirche war ganz mit grünen Zweigen verziert, und Blumen gestreut.
Auf Cronborg kriegten wir am Thor jemand mit, uns die Festung zu zeigen. Es sind drey Gräben da, ehe man auf's
Schloß kommt; der lezte Wall ist aus dem Wasser herauf ge-mauert. Die Walle sind alle hohl, und die Soldaten, Sclaven u. s. w. logiren in den Caseniatten; leztere streckten ihre Hände durch das Gitter. Wir hatten von der Festung herunter die schönste Aussicht von der Welt, die ich aber von oben weiter beschreiben werde. Unser Führer brachte uns in das Viereck des Schlosses, und ging den Mann zu holen, der uns das Innere und den Leuchtthurm zeigen sollte. Es währte lange, und wir gingen indessen in die offene Schloßkirche, die voll von Kanonen, entsetzlich großen Kasten, Sprützen u. s. w. stand. Endlich kam der Kerl, und schloß uns die Thür auf. Wir stiegen eine Windeltreppe hinan; eine Treppe hoch wurde aufgeschlossen, und wir kamen in ein kleines enges Zimmer, das an einige größere stieß; an den Wanden hingen große Gemählde, auf welchen jedesmal Christian V. vorkam, bald als Jäger, bald anders. Auch hingen da einige recht gute Landschaften von der Niederländischen Schule. Wir wollten uns diese Merkwürdigkeiten notiren, allein der Führer protestirte dagegen: das wäre nicht erlaubt. Dieses Subject war überhaupt ein Flegel, machte uns nur immer aufmerksam auf die Dr -fachen, womit die ganzen Wände behangt waren, lauter Lappländische Stücke; wir konnten das nicht begreifen, bis wir endlich in eine Kammer uns verloren, wo wir nicht hinein sollten (es stank erbärmlich); hier standen in einem Winkel am Schornstein zwey Gemählde: das eine eine Landschaft, Nachtstück, mit Figuren vom Feuer beleuchtet, in Rem-brand's Manier; das andre eine Lucretia von LukaZ Cranach, ganz in der Manier, wie die, welche wir in Hamburg hatten, doch etwas kleiner und im Ganzen wohl nicht völlig so gut, auch nicht so gut erhalten. Nun kam der Kerl uns nach: was wir da zu thun hätten? Wir ließen uns aber in unserer Freude nicht stören, da wuide er ganz böse, sagte so etwas, woraus wir merkten, daß er eigentlich der Fabricant von all' den schönen Lapplandischen Sachen war, und nun konnten wir ihm seine Unart doch nicht mehr so ganz verdenken. Unter den großen Stücken von den Königen, die alle sehr kalt und ordinair gemahlt waren, fand sich doch einiges gute, besonders das lezte, worauf ein Geistlicher dem Könige, der zu Pferde saß, den Fuß küßte. Der Kopf war sehr gut gezeichnet und ein excellenter Ausdruck darin. Auch verschiedene Platfonds, wovon wir aber nicht viel behalten haben, weil wir nichts aufschreiben durften. Im Grunde war nicht viel da, das der Mühe werth, außer obigem, und besonders da der abscheuliche Kerl einen herumführt. Nun schössen sie unten, und er führt uns durch die Zimmer, daß wir die Kanonen zu sehen kriegten, aus denen eben geschossen war; und nun war es vorbey, und er sagte, er müsse sein Trink" geld haben. Er kriegte einen Thaler (was die Tare ist), und wurde ganz unmenschlich freundlich: wenn er honette Leute vor sich habe, die bezahlten, so zeige er ihnen alles sehr gerne; ob wir nicht den Leuchtthurm auch sehen wollten? - Ja.
Nun stiegen wir die Windeltreppe vollends hinauf, gingen dann übe? einen dunkeln Boden, dann noch eine kleine steinerne Windeltreppe hinan, noch eine, "lümk," und zulezt eine, "noch minner": hier konnte die ganze Geschichte uns gut fassen, und war wie eine große Laterne von Messing. Die Scheinwerfer blendeten, und der Oelgestank versetzte uns den Dthem; eine große Lampe hing in der Mitte. Es war eine unbeschreiblich schöne Aussicht. Helsingborg lag grade gegenüber; die Sonne schien weit hinten in Schweden auf ein Landhaus, einige Meilen hinein. Einige Schiffe kamen vorbey und warfen die Anker. Den ganzen Weg fast konnten wir sehen, den wir ge" stern gekommen waren, jedoch nicht Kopenhagen, well es, sagte er, nicht hell Wetter sey. Die Insel Hveen lag ganz klar vor uns; auf der linken Seite war Kulten, das Kohlengebürge in Schweden, wir konnten die ungeheuern Felsemvände sehen; der Leuchtthurm stand auf der vordersten Spitze. Auch den runden Thurm diesseits sahen wir, und Marienlust. Alles war schön, und wir stiegen wieder herunter.
Ich hatte von L. einen Gruß an den Controleur und Kriegs-rath P. zu bestellen. Böhndel hatte einen Brief an einen jungen Mann, bey Herrn W. in Condition, der sollte uns herumführen und die Merkwürdigkeiten zeigen. Und Mühlholz hatte noch einige Geschäfte zu besorgen, und dann Gelegenheit nach Kopenhagen auszufragen. Wir gingen in einen Weinkeller, um zu frühstücken, und Obigen nachzufragen, wo wir erfuhren, daß unsre beiden Leute dicht bey wohnten. Wir trennten uns von M., nachdem wir versprochen, uns um 2 Uhr noch alle drey bey S. zum Speisen wieder einzufmden. - Erst gingen wir nach W., um des jungen Menschen habhaft zu werden. Dieser war erstaunlich freundlich, und ging gleich mit uns nach
Marienlust,
weil wir auf Cronborg schon waren. Es ist ungefähr eine Vier" telstunde davon. Wir gingen am Strande einen sehr angenehmen Weg, und kamen in den Garten, der unten am Ufer liegt, der See abgewonnen, wie es scheint. Es waren sehr viele Blumen da. Das Haus liegt etwas höher, jedoch auch noch am Ufer, so daß der Berg hinter demselben überragt. Zuerst wollten wir nun die schönen Statuen im Garten besehen: Der Beckenschläger (wird auf der Akademie auch wohl aus Unwissenheit Blechenschläger benams't), Telemachos, Alexander, eine häßliche Madame, eine Flora, Bacchus. Apollo, Andromeda, die Medicäische Venus, eine große schöne Vase mit Basreliefs, sehr fett - und noch acht kleinere Gefäße. Das Ganze gehört eigentlich dem Kronprinzen, der die Ländereyen verpachtet hat. - Wir stiegen, um die Aussicht zu genießen, auf den Berg. Die Auffahrt von hinten her in's Schloß geht vom Felde aus durch dcn Berg in die zweyte Etage, vermittelst eines Hohlwe" ges, über den eine Brücke von Holz führt. Von dieser Brücke herab hat man über das Schloß weg die schönste Aussicht. Schweden ist sehr nahe, man kann die Gegenstände schon ziemlich deutlich unterscheiden. Lronborg machte sich von hier aus am besten und dicht demselben vorbey sieht man Helsingborg, wo geschossen ward, was wir aber des Windes wegen nicht hören konnten. - Nun wurde beschlossen, noch den Englischen Garten, die Eremitage, und den runden Thurm zu sehen, und dann das Schloß, wo auch schöne Kupferstiche, aber keine Gemählde seyn sollten. Der Englische Garten ist wie sie alle sind, voll krummer Gange, oben auf dem Berge, einige gingen hinunter; er war apart eingeschlossen. Nun kamen wir über ein Kornfeld; das Ufer wurde immer höher und wilder, und stand ganz voll Dornen und wilder Rosenbüsche, Disteln u. s. w., wo sich der Fußsteig hindurch wand. Auf die höchste Stelle hat sich der Kronprinz den Thurm als einen "Umkyk" bauen lassen; er war verschlossen, sonst hätten wir uns gewiß das Plaisir nicht versagt, ihn zu besteigen. Wir lagerten uns in's Gras und kriegten den Tubus heraus; nun konnten wir auf Kullen alles sehr deutlich sehen, der Weg schlängelte sich lothrecht hinab in eine ungeheure Schlucht, wo der Schatten ganz schwarz war. Je länger wir sahen, je größer kam es uns vor, und eine gewaltige Sehnsucht ergriff uns! Dies ist gewiß die schönste Stelle und Aussicht bey Helsingör. Wir gingen nun weiter zur Eremitage, der Weg lief etwas wieder bergab, und verlor sich in ein dichtes dunkles Gebüsch, welches das ganze Ufer bis unten bedeckte. Mit einemmale kamen wir an eine Schlucht, wo ein kleiner Bach sich schräge hinunter stürzte. Wir gingen unter dem Gebüsch etwas landeinwärts; junge Tannen hatten sich hinab quer über die Schlucht gelegt, auf der andern Seite war das Gebüsch weit dichter. Himbeeren- und andre Ranken wuchsen wild und groß über dem Wasser. Es war ungefähr so weit von oben, als von dem untern Theil des Ufers herauf; hier ganz in einer Ecke stand die kleine Hütte, aus Leimen gebaut und mit einem Strohdach. Wir stiegen etwas weiter hinauf und sahen von oben hinein, wo noch das Bette aus Moos, die Bibliothek und verschiedene Sachen zu sehen waren. Es ist vor einigen Jahren noch bewohnt gewesen, der Mann aber ist gestorben und hat sich zu seiner Frau begraben lassen, der er ein Grab und Denkmal nicht weit davon aufgerichtet hatte und die in einem Schiffbruch an dieser Küste umgekommen war. Nun ging es zurück nach dem Schloß" unten durch den Englischen Garten. Die beiden schönen Töchter des Schloßverwalters gingen neben uns her, die eine war recht hübsch. Da wir bey dem Schlosse kamen, war es halb 2, also nicht mehr möglich, dieses Gebäude zu sehen, obgleich uns die Kupferstiche sehr in die Nase stachen. Wir gingen nach Helsingör hinein und die Luft ward trübe. - Als wir beynahe nach Herrn S. hin waren, siel dem jungen Manne noch ein, daß er uns nothwendig noch etwas sehr merkwürdiges zeigen müsse; und das war das Theater. Wir kamen in ein altes Haus, wo wir unten von dem dicken Wirth die Schlüssel bekamen; unser Freund führte uns hinauf und zeigte uns die Schränke, worin die Garderobe verborgen. Es war recht rührend, sich alle die Empfindungen, welche diese Sachen erregen sollten, hier mit eingepackt zu denken, obschon wir nichts sahen. Die ganze Einrichtung war nur sehr erbärmlich; in einem Schrank jedoch, wo Glas vor war, sah man einigen Damenputz und er zeigte uns durch das Fenster die merkwürdigsten Aufsatze und erzählte, welche Damen sie alle aufgehabt hatten, und damit kriegten wir denn die ganze Liste der Gesellschaft; unser Freund war einer der ersten Liebhaber, zu verstehen als Zuschauer. Endlich langten wir auf dem Theater an; es war so hoch, daß man vom bis an die Decke reichen, hinten aber schlechterdings nicht grade stehen konnte. Er beschrieb uns die Aufführung vieler Stücke, sagte auch, sie würden nun ein paar neue bekommen: Die Rauber, und Kabale und Liebe, die sollten Effect machen. An des Königs Geburtstage hätten sie hinten einen Springbrunnen gehabt, 35 Zoll hoch; er zeigte uns den Fleck, wo die Tonnen gelegen, aus welchen das Wasser gekommen war. Nun wurde eine Leiter an die Veffnung im Boden gesetzt und wir sahen ^die Maschinerie, würklich recht artig eingerichtet; Mondschein und andre Dinge lagen eingepackt, Walder und Bäume, alles war da, auch Wasserfälle. Durch die Luke wurde auch die Lampe aufgezogen, wenn der Vorhang aufging, auch wurde sie bey schwebenden Figuren, Engeln, Göttinnen u. dgl. gebraucht, die fielen alle hier durch auf das Theater. Wir fielen da nun auch durch, ohne das Vergnügen, Engel vorzustellen. - Nachmittag, wenn wir weggingen, sollten wir noch bey ihm vorkommen, er werde uns bis zur Hammermühle begleiten, wenn er Zeit hätte, und nicht noch ein Schiff ankäme.
Bey Herrn S. war Mühlholz noch nicht angekommen; kam aber bald, und sagte, der Wagen werde gleich da seyn, wir sollten nur essen, er könne nichts mehr mitkriegen. Es wurde aufgetragen, der Wagen kam, und er steckte noch einige Butter" brodskuchen, die wir ihm bereitet, während er die Suppe aß, zu sich, nahm Abschied und fuhr unter Negengestöber ab. Wir aßen nach Herzenslust; unsre Beine waren von dem gestrigen Tage noch sehr matt; gegen vier Uhr packten wir unsere Ranzen und gingen ab, da es etwas mit Regnen nachgelassen hatte. - Wir wollten doch noch Abschied von unserm Freunde nehmen; er ließ es aber durchaus nicht geschehen, und wollte uns mit aller Gewalt noch auf den rechten Weg bringen. Diese übergroße. Güte setzte uns stark in Verlegenheit, es regnete noch, und als wir vor das Thor kamen, sing es erst recht an. Unsre Absicht war, die Nacht in der Hammermühle zuzubringen, wo ein Wirthshaus ist; aber der Himmel hatte es anders beschlossen. Wir wollten dann den andern Tag längs dem Gurresee nach Friedensburg, welches die schönste Gegend in ganz Seeland ist. - Es regnete nur noch immer sachte, doch sahen wir unser Unglück schon vor Augen. Wir baten unsern Freund, sich doch nicht um nichts und wieder nichts bis auf die Haut durchnässen zu lassen. Als wir bis zum runden Thurm kamen, ließ er sich endlich bereden, umzukehren.
Wir gingen nun darauf los; der Wind ward immer starker, und der Regen. Nun kamen sechs Kerle quer über Feld, wahrscheinlich fremde Matrosen; sie fragten, ob das der rechte Weg nach der Hammermühle oder Gewehrfabrik sey? Wir wußten natürlich soviel davon, wie sie. Der Weg war langer, als wir dachten, und wir wurden schon etwas durchnäßt, bis wir den Wald erreichten. Hier war gleich rechter Hand ein kleiner See. Es stand ein Haus da, und der Weg theilte sich; der zur Rechten schien nur ein Fußsteig, wir gingen grad' aus, es sing fürchterlich an zu gießen. Nun sahen wir viel Waffer zur Rechten, kleine zusammenhangende Seeen: mit einemmale aber standen wir in der schönsten Landschaft, die sich denken läßt. Links nämlich erblickten wir auch Wasser, einen kleinen runden See; dieser ließ am jenseitigen Ufer eine kleine Oessnung und Aussicht auf einen größeren, die Baume waren licht, und man sah überall die schönsten Gruppen, überall verband sich der Wald, und ließ immer noch eine Oeffnung und Verbindung der Wässer sehen. Einige Pferde standen auf einer Landzunge, und bildeten mit den herabhangenden Birken den schönsten Vorgrund. Allenthalben schloffen sich kleine Theile des Sees, und ließen noch immer eine Durchsicht, eröffneten sich immer wieder in andere, ich kann es schwerlich beschreiben. Wir waren überrascht, blieben wie versteinert stehen, und ließen dem Regen seinen Lauf über uns. - Der kam uns auch bald auf die Haut. Wir machten die Bemerkung, daß das Naßseyn gar so unangenehm nicht ist, aber das Naßweiden, und das Trockenwerden. Endlich gingen wir weiter, und kamen zu der ersten Mühle, denn das Wasser treibt ihrer wohl fünf, bis es in das Meer fließt. Um nun zum Wirthshause zu gelangen, mußten wir ganz links herum, waren also doch vorher fehlgegangen. Seitwärts tief hinab lagen alle Mühlen sehr romantisch; jenseits derselben erhob sich wieder der Wald, und durch denselben sah man noch einige Seeen. Auf der andern Seite waren lauter Häuser; man merkte auf der Straße, daß es der erste Festtag war, die Leute hatten weißen Sand gestreut und klein gehackte Tannenzweige. Der Regen platschte auf uns nieder, und die Stiefel schöpften schon Wasser von oben; die Mühlen braus'ten, und der Wind pfiff durch den Wald. Nachdem wir wohl eine Viertelstunde gegangen, kamen wir zu dem Wirthshause, das in dem eigentlichen Flecken lag.
Bey diesem Anblick ergriff uns ein Schauder. Die Land-miliz aus der Gegend hatte sich hier gesammelt, sie sollte sich den andern Tag zur Revue nach Kopenhagen begeben. Es war "in Pfeifen und Trommeln, Lärmen und Saufen, Fluchen und Spielen, Kindergeschrey und Hundegebell, daß wir allen Muth verloren. Alle unsere Hoffnung, uns hier recht zu trocknen, und morgen mit Sonnenaufgang das schöne Wetter zu genießen, was die Gegend noch anziehender machen mußte, war vernichtet: wir sahen einer entsetzlichen Nacht entgegen, da wir noch ungewiß waren, was uns betreffen würde. Wie wir aber erst die abschlagige Antwort vernahmen, daß wir hier nicht logiren könnten; daß wir zurück nach Helsingör, vder eine Meile weiter nach Hornbek müßten, um Quartier zu bekommen; da wir einmal die Einsicht und Erfahrung hatten, daß der Regen nur naß machen könne; da wir mit eincmmal alles vor uns sahen, was uns bevorstand, - stand unser Muth wieder wie ein Felsen. Wir schüttelten hier zwar nicht den Staub von unsern Füßen, ließen aber doch das Wasser in Strömen von uns ablaufen, und gingen vorwärts. Nach Helsingör umzukehren und unsere verunglückte Speculation dort belachen zu lassen, war etwas, wozu wir uns nicht entschlossen haben würden, wäre das Wetter auch
noch ärger gewesen. Wir waren nun auf der nordlichen
Küste Seeland's. Der Weg ging immer unten am Strande weg; oben auf den Bergen haben die Fischer und Lootsen, was hier wohnt, ihre Weiden, unten aber ihre Kornfelder, Gärten und Häuser, die bald rechts bald links vom Wege ab liegen. Auch sahen wir oben hinauf einige Dinge, als Stakete, Brücken über Klüfte, Flaggenstangen u. dgl., die Englische Gärten dort oben vermuthen ließen. Eine ganze Strecke gingen wir unten im Wege. Jeder Eigenthümer hatte auf beiden Seiten seines Besitzes einen Schlagbaum. Der Weg war tief.


So staark de Regen ook wiör gewest, NIaakd' he doch man eerst ene dünne Nsrst Up de lose iLerd', wy rreden ror Hand N" äwer de Aenkel noch in den Sand. < lLt regend' noch seer, ook waide de wind Un'l wöör koold; wy lepen geswind'. > Ja weren ""? ook von güstern noch stvf, ° Nu wurren ">v smvdig am ganßen ü.yf. w? künden un" hvr>im Gaan baden, Dat water lööp uns lang" Rüggen un Waden; De Siewel so vull, dar se Hwerlepen, N? jederem Schrnc ganß luud' pepen. ^ Doch drögen wy geern dül Ungemack; , w? löpen, dat uns de Sweei umbrack. ^ Do segen u>? denn lo der rechren Svd' lknen Buren wanen, " wöör nich wyi,
Güngen denn to dem Mann hmin:
He jchuU un" seggen na synem Sinn, .
wo wy 'n weerishuu" muchden drapen,
Gder of wy b? em nich künden slapen?
"Dat gail nich an," segi he uns do,
"Ik hebb' nich Vedden, nich Ruum es He klaagd' uns seer und säd' ook noch dat: ^ ^
wy weren nu "l uutdermalen nac; <
wenn wy nu noch güngen 'ne gode !Lck, >
Denn kömen wv hen n" Hornebek,
Un wenn w>? door hadden Geld na Wunsch,
Denn künden wy kragen wyn unde Punsch.
Do güngen wy wech, un säden em Dank.
se segen un" na den Hof entlang. -
As "v nu kömen bucen de poort, > ' > ,!>?
Spröök ik t" Nöhndel düt sülwe woorl:
"M^ backt dat Tüüg al up de Huud;
Treck my doch maal den Slewel uut, ,. : ,
Se sünd so vull, dai't man so qumschl."
He truck em^lut, dat't man so rutschd'.
Dac water flööl door up de lkerd'"
Diic antoseen weer wol veel weert, ^ c .^ :
Dooräwer würr lachen een yelik Mann. : ?i "
Ik lruck den Slewel do wedder an. "
Nu güngen wy w^der unsere Strate,
Do goot de Himmel up un" svn wa"r.
Hadd' et vörhen noch nich geregend/
Nu wurren wy eerst rechc ingesegend. . V ^
In dem weg wurr' un" to deep de Sand, " >'" ^
Do güngen ""? denn 10 der linken Hand
Up enem Footstyg half an dat Aewer.
Nu bruusde de See recht as'n Täwer,
wenn ünner de pump' he wart gefülld;
Gl^k dem d"t Meer almägcig brülld'.
De wind strack uut Noordoosten huul'
Un wöör up See gewaltig dull.
Swinn "" 'n Nlil; streck he äwer hen; <
Do kunn man aUentwegen seen
De höögsten wellen glyk Naarg' un Töörn',
De äwer de See vörbreider wören.
He drückd' se nedder tom Höllenruum,
"goog bruusde denn baden de witte Vchuum,
Un wo he den up de Spitzen seeg,
Smeec he em Hwer twols Nülgen wech;
De wöölden sig denn an den Strand
U" bröken fig deep up den Sand,
Dat de Schuum bedeckde dal bele ü.and,
So n"vc ei den Ggen wöör bekannt.
De Schepen de schoten in düsser Nood;
To jem to kamen dar güng' nich good:
De Scorm un Regen regeerden mit Mache;
Uui de See kööm vrufig de swarte Nacht.
Düster, dunkel un swa" wurr de Häwen,
Gröön un rood de See ook doornewen.
De wind un de Regen stödden up dat ü,and,
Do dunnerd' un beewd' de ganße Strand.
See, Himmel un "kcrd' unbändig brülld'
Un wurren in düstre Nacht gehülld.
So a" wv denn up dat Aewer gaan,
wy künden nich up den Föten meer staan;
W^ dachden in unserm binnelsten Sinn:
we uns, brickc nu de Nacht herin! n So swalkden wv noch ene lange Streck',
Do kömen w? hen up ene Vck', ^^
Door böögde sich de Strand 'n bitten;
Ik säd': "wy mäl' nu nich still silten, '
U)V mäl' den Naarg hvr nu henan, '
' " Un seen de annere Syd' maal an." ' , " " ? Dal deden wy ook all' beid' lo hoop
Un kömen da baden im vullen ü.oop.
. r< w"l hadden ""? do vör'n lustigen Schreck:
Dicht vör uns door lach Hornebek! , :
Heel srölich wurren wy doch do.
Doch ganß ane Bangighaic noch nich also.
wv dachden: "Is door de Nroog ook vull, '
Denn warden wy splitierrasend dull/ ?
" Gaan "um papen hen stame p"/ ^
Un seggen to em alle twe:
Hsöri maal, mv" allerleewste paap, ^
° z Günni uns doch äwer Nachc den Slaap ^ , ,
: In düssen, Hus, ünner juu, Dack, ^,
wen" grool is unser Ungemack.
!3v mäl' dal doon, n"v sünd h^r frömd, ' ^ ,.'' Un hebben keen'drögen Faden an'l Hemd. ' ^'-'
Dool dat glvk, geewt 'n Exempel,
wen" jy syc de eerste h?r an dem Tempel." -
Uenner sodaner Drömerv "
Nömen wy hen ganß dicht doorby,
Gaan denn ook grad' to dem "vorl in,
Seen to, dat wy den Nroog man bald fin'n.
So löpt uns 'n lüljen Jung' vörbv;
Böhndel segt to em: "Höör my,
I" hvr '" ^roog, kan man door ären K
Un ook slapen? Ik much' dat wol w"m." '^
Do segr he "vedder glvk dorup: ?
"Ja, dai gail an, ik ga vörup. '< " ^
Iy kööm slapen un ären door ^ ' ^>
Un juw ook drögen, dar i" woor. " ^'''-
Door i" he a>, ik se' de Döör." ^l"
Do sreuden w>s uns as 'n lütjes Göör. ^
Dac Huus wöir proper, nett un blank; >
wy säden: "Hebbe velen Dank! Door hest du 'n Schilling, w'fl du so neri büst." D


Viele Bauern, Lootsen u. s. w. saßen in der Stube, tranken, schnackten und spielten. Sie sahen uns halblachend an, und wiesen uns in des Wirths Zimmer. So wie wir gingen, ließen wir unsere Spur sehr deutlich nach. Der Wirth war ein junger Mann, und sehr nett; und, nebenher gesagt, waren alle Leute gar anders, höflicher, reinlicher, flinker und ordentlicher in diesem Dorfe, als wir sie bisher angetroffen. Wie wir nachher erfahren, soll die ganze nordliche Küste solche Bewohner haben, die vor diesem aus Schonen her sich hier angebaut haben. - Wir fragten den Wirth, indem wir in der 2hür stehen blieben, ob wir Nacht da bleiben könnten? Er nöthigte uns hinein und führte uns zu seiner Frau, die älter, und zu seiner Schwester, die noch hübscher als er war. Wir machten da zusammen eine curiose Gesellschaft aus, und mußten alle laut auflachen. Wir baten gleich um ein Zimmer, daß wir uns ausziehen könnten, und wo möglich sollten sie uns trockenes Zeug borgen; ein Hemd' und Strümpfe hatten wir jeder selbst. Wir bekamen eine Stube mit einer großen Vrautbettstelle im antiken Geschmack; es war viel Vildhauerarbeit daran, Adam und Eva u. s. w. bis auf Noah; Blumen, Lilien - Convallen u. s. w. standen im Fenster; uns begleitete ein kleiner Hund. Wir machten unsere Bündel auf, und sie brachten uns: einen großen Lootsenrock, einen halben Fuß dick, für mich; einen dito, Cavay für B.; zwey Beinkleider, wovon wir keinen Gebrauch machten; zwey Paar unendlich dicke wollene Strümpfe. Als wir uns umgekleidet hatten, trockneten und wuschen sie unser Zeug. Wir gingen nun wieder in die Wohnstube, mit großen hölzernen Pantoffeln, und erhielten ein gutes Abendbrod. Sie erkundigten sich nach uns, und wir erzählten unsre Fata. Da sagten sie uns, das Jahr vorher sey die Etatsräthin Brun mit Bonstetten und zwey jungen Leuten ebenso dort angekommen; die wären von da aus nach Kullen hinübergegangen. Verwundert waren wir, an einem, unsrer Meynung nach so wenig besuchten Ort ein so gutes Wirthshaus anzutreffen; man belehrte uns, daß die See hier eine Bucht macht, wo Schiffe im Winter einen Nothhafen fänden, so daß bisweilen wohl fünfzig und mehr da lägen, die denn dort am Lande Nahrung oder Erfrischungen holten. Die Hornbeker ernähren sich großentheils von Fischen, die sie trocknen, vom Acker, auch sind die Meisten Lootsen; es sind auch viele Handwerker dort, und der Ort ist artig groß. Wir erkundigten uns auch nach ihrem Pastor, weil wir doch neugierig auf den Mann waren, an den wir uns gewandt hatten, wenn es mit uns auf das äußerste gekommen wäre. Sie sagten eben nichts von ihm, lobten aber den Diakonus. "Ob sie nicht auch Schiffer von Wolgast da gehabt hatten?" Sie nannten mir einen, den ich aber nicht kannte. Unter solchen Gesprächen und scherzhafter Unterhaltung mit den kleinen Kindern verging der Abend. Der Sturm hatte sich etwas gelegt, und der Wirth prophezeyte uns gutes Wetter für den folgenden Tag.
In dem Garten hinter dem Hause befanden sich an Kunstwerken: zwey Grenadiere von Holz, schön angemahlt; und ein Gangelpferd. Nachdem wir gegessen, gingen wir nach unserer Stube, schrieben noch den Anfang unsrer Reisebegebenheiten auf; der Hund begleitete uns bis in's Bette, wir mußten ihn zweymal hinunterwerfen, ehe wir ihn zur Nuhe bringen konnten; darauf sprang er vor's Fenster, warf das Glas mit Lilienconvallen herunter, und endigte mit diesem Spectakel den zweyten und drangsalvollsten Tag unserer Wanderung.

Dritter Tag.
Als nun die Stürme, verweht, .sich gewandt zur Aeolischen Heimach, Da verfolgt' uns ihr Gleichniß im nichtigen Reich noch der Träume. Schauder besucht' uns; wir wälzen uns hin und wieder vor Unruh'.^ Und Aurora enthüllte das Haupt, zu schau'n in des Aethers Ewige Bläue; den Schultern entsank ihr ambrosischcr Mantel. Aber des Leidgewand's mit der Rosen Fülle durchwob'ner Saum umwallet", krinzend mit blühender Klarheit, den Himmel, keife nur rührt sie uns ""/ kaum schmilernd die Gabe des Schlafes; Und hin sinken wieder von süßer Macht wir gewilligt.


Wenn des Meeres Fluch hoch in Brandungen braus'l, ^
Dann gedenk' ich euer, ihr Lieben! - <
Wenn der Sturm daher in den Feldern saust, n M n?
Kann es mich Glücklichen doch nicht betrüben. :: ^
Bin ich schon nicht bey euch, -" ,z r, " >
Trlum' ick doch immer mich gleich .
Glücklich, als wir' ich im Vaterland drüben.


Wir standen heute erst um 7 Uhr auf, suchten unsre Kleider und packten zusammen, was nicht angezogen wurde; gingen darauf in das Zimmer, wo wir Thee fanden und Pfingstkuchen. Wir erkundigten uns nach unserer Reiseroute; dieser zufolge mußten wir über Esromskloster, wo ein Wirthshaus. Während des Frühstücks schnitt ich noch etwas aus Papier, worauf wir Beide unsre Namen und das Datum schrieben und ließen es als ein Andenken dort; mit der Bitte, alle Wolgaster Schiffer zu grüßen. Für alle Mühe, Essen, Trinken u. f. w. bezahl" ten wir einen Reichsthaler. Wir waren so etwas nicht gewohnt; in Helsingör wissen sie es besser. Der Wirth brachte uns noch auf den rechten Weg. aus dem Dorf bis an einen Hügel. Wir nahmen gerührten Abschied von ihm: einen Gruß noch an "Spindemagen" (die spinnende Halste). Der kleine "Wa-ckerlos" verließ uns ungerne. - Wir stellten uns auf den Hügel (der Weg ging über ihn) und zeichneten eine leichte Skizze dieses Dorfes, die sich in Böhndel's Mappe befindet. Am Fuß des Hügels kam zuerst ein See, dann das Dorf, hinter demselben auf einer Seite die Dünen, und zulezt hinter allem das Kattegat, über diesem weg Schweden, besonders Kullen. Es war schön, und die Sonne schien uns warm auf den Leib. Nach einer Viertelstunde gingen wir weiter, und waren sehr auf unsern Weg bedacht. - Das erste Dorf war Hornebye; das zweyte Havreholm. Hier waren die Kinder alle sehr geputzt, am Pfingstmontag; sie sahen uns verwundert nach. Wir gingen rechts im Dorf aus einem Schlagbaum, und stießen hier auf eine kleine Schwadron meiner Landsleute, Capitolinische Wächter, die ihre Flügel gegen uns ausbreiteten und ganz den alten Kriegsoder Fluchtgesang anstimmten. Die Stelle war ziemlich hoch; wir sahen in der Ferne nach der einen Seite die Spitze von
Seeland, wo Friedrichswerk ist, nach der andern Schweden, auch sehr viele Schiffe. Ein unsägliches Wohlseyn ergriff uns und unter lautem Flügelklatschen und (wie es uns bauchte) Dacaporufen meiner langhalsigten Nettem embrassirten wir uns; kurz, unsre Wonne hatte ihren Gipfel erreicht. - Wir kehrten in die würkliche Welt zurück, wo wir denn auch bald fanden, daß wir eben gar nicht auf dem rechten Wege waren. Endlich begegnete uns ein Bauer, der sagte, wir hätten nicht rechts, sondern grad'aus gehen sollen. Den Fehler zu verbessern gingen wir denn grade über Wiesen, Koppeln und dergleichen so weit links, bis wir auf dem richtigen Wege waren. Dieser führte uns anfangs durch ein Holz, aber von einem saftigen Torfmoor durchschnitten, wo wir mittelst heftiger Sprünge und zierlicher Tritte ziemlich gut hinüberkamen, in eine sehr wilde Gegend. Dörfer oder Häuser sah man gar nicht; es war ein Eichen- und Buchenwald, die Buchen alle ganz von Maden zerfressen, die Eichen fast alle mit abgeschälter Rinde, oder gefällt. Aus einer der vordersten Eichen waren ungeheure Schwämme gewachsen, von 2 und Z Fuß lang; wir schlugen einige ab, fanden sie sehr weich, nahmen einen Vorrath mit; und verirrten uns bald in den dicksten Theil des Holzes. Die Raupen hatten hier so unbeschreiblich gehauset, daß wir von Geweben bedeckt gingen. Zu-lezt kamen wir denn heraus auf eine Wiese, über welcher wir ein Dorf sahen; dies mußte Luchtensand (?) seyn, wäre es nicht zu weit rechts gewesen. Mußten wieder verschiedene Salti mor-tali machen, über ein Kornfeld gehen, und kamen auf einen Weg, der quer vor uns über lief. Wir waren wieder verirrt, und kriegten durch einen Bauern die Weisung, rechts zu gehen, so würden wir nach Wiesenbaum (?) kommen, dann sollten wir nur immer grad'aus auf Esromskloster marschiren. - Der Wiesenbaum lag am Ende des Holzes, und nicht gar lange darnach kriegten wir den Esromssee, und gleich darauf Esromsklo" ster zu sehen. Er war ausnehmend schön und hatte beym ersten Anblick etwas vom Schaalsee*), nur war er viel kleiner und die Gegend weniger üppig. Wir fühlten wieder ganz den Verlust des Gurresee's, des schönsten in Seeland, auf dem Wege von der Hammermühle nach Friedensburg, der uns durch den gestrigen Regen gänzlich genommen war, da wir den Umweg nach Hornbek hatten einschlagen müssen. - Es war zwölf,
">) im Lauenburgischen, von der Mecklenburgischen Seit" gesehen.

als wir in Esromskloster ankamen, und wir hatten aus dieser Meile gut zwey gemacht. Im Wirthshause fanden wir erstlich die gemeine, dann die feine Gaststube; in dieser zwey Damen, die alte war wohl 60, und hübsch fett, die. junge an die 40 Jahre und schien mit der Zeit die Peripherie ihrer Mutter erreichen zu wollen. Unsre erste Frage war nach Milch, wovon wir eine große Schüssel voll kriegten, darauf kalten Hirschbraten, Sauerkohl, und noch, noch Sachen, - kurz, wenn ich an unsern Appetit, dieses Essen und schöne Brod u. s. w. denke, läuft mir noch unwillkührlich der Mund voll Wasser. Nachdem wir unsern poetischen Sinn solchermaaßen genugsam gestärkt, stürzten wir eilig hinaus in die paradiesische Wonne des Es-romssee's und gingen gleich längs dem Dorf hin einen waldbewachsenen Hügel hinauf, wo sich die liedlichste Aussicht entlang dem See, und ganz am Horizont die schimmernde Dachung (s. weiterhin) des Friedensburger Schlosses, mit einem balsamischen Gedüft von allen Seiten, uns entgegendrängte. -
Zwey Nymphen (prosaisch: Seeländer Bauermädchen) ka-men durch den Wald gewandelt, und sangen; wie sie uns sahen, schwiegen sie. Wir fragten nach dem Wege; sie sagten, wir müßten nothwendig zu dem Schlagbaum, wo wir hereingekommen, wieder hinaus, um nach Sa ane zu kommen, wo die eine zu Hause gehörte, und uns ihre Begleitung anbot. Wir aber wollten hier mit Gewalt noch einen Nichtsteig finden, und ließen sie gehen. Mitdeß kam ein Jäger, der sagte uns das nämliche ; da liefen wir denn unseren Freundinnen wieder nach. Sie erzählten uns, daß sie nach der Kirche gewesen, und die eine trennte sich von uns. Mit der andern führten wir denn ein sehr interessantes Gespräch über ihren Anzug; und wir unter uns über ihren angenehmen Wuchs. Sie war so prall, ich glaube, eine Kanonenkugel wäre abgeglitten. Wir stellten verschiedene Vergleichungen an zwischen ihr und anderen Damen. Sie fing auf einmal laut an zu jauchzen, da überm Felde einige Leute Gras mähten. Wir schwenkten die Hüte, und das gleiche Geschrey tönte von drüben zurück. Sie wollte sich nur zu Hause anders anziehen und dann auch dahin. Wir kamen in Saane und verließen sie nach einem derben Handschlag. - Der Weg ging nun dicht am Ufer des See's fort. Wir wollten uns baden, aber der Grund war zu steinicht; gingen also fürbaß, immer am Ufer hin. Auf jener Seite war selbiges höher, und noch mehr mit Wald bewachsen; eine Bleiche machte dort besonders Effect. Unser Weg war ganz prächtig; die Sonne schien heiß, wir legten uns hin unter eine große Eiche und ließen uns wohl seyn. - Ionstrup. Hier stand ein Kegelspiel nebst Kugel mitten auf dem Wege, wie es die Bauern hiet spielen nämlich: sie setzen sie auf, gehen drey Schritte davon und werfen mitten hinein. Die Kegel sind sehr simpel, bloß neun Stücke Holz, die oben spitz zugehauen und unten grade abgesägt sind. Wir nahmen ohne Umstände hievon Besitz; die Leute kamen heraus und sahen uns zu, sie waren ganz freundlich und wir sagten ihnen Adieu. - Bis Endrup sahen wir uns noch immer nach einer Badestelle um, aber vergebens. Der Weg am See war hier zu Ende, und wir sahen es sich nach Friedens-burg noch sehr weit hinum ziehen. Da wir nun eines Fußsteiges durch Korn gewahr wurden, gingen wir, unsrer angebornen Vorliebe für Richtsteige gemäß, diesem nach, der uns grade an einen Ausgang des Königlichen Gartens brachte. Die Thür hier würde uns unmittelbar auf das Schloß hingeführt haben, aber es fehlte uns nur eine Kleinigkeit: der Schlüssel. Wir mußten einen Umweg nehmen und kamen zum andern Ende nach
Friedensburg
hinein. Hier fanden wir eine ganze Partey kleiner Mamsells
und Herren um einen kleinen Jungen, der auf der Flutedouce
spielte, und einen kleineren, der den Triangel schlug, versammelt.
Nach langen Erkundigungen trafen wir im Wirthshause ein,
das grade vor dem Schlosse liegt und wo in der gemeinen Gast
stube heftig getanzt ward. Vom Schlosse her geht der Fahr
weg hier vorbey, und weiter durch den Wald so grade bis Ko
penhagen , daß man ihn bis zum Horizont verfolgen konnte. -
Erstlich bekamen wir eine kleine Stube, zwey Treppen hoch, und
bestellten uns Thee nach dem Garten. Dort war eine schöne
Mamsell, die sich bald nachher mit dem Dfsicier, der auch in
Helsingör war (unserm "allerleewsten Sweerimagen"), auf einen
sehr freundschaftlichen Fuß setzte. Nun bezogen wir ein andres
Zimmer im Hinterhause, aus welchem eine Thür zum Garten
führte. In diesem befanden sich nach hinten manche schöne
Kunstwerke, auch ein Aeolsglockenspiel. Am Ende war eine
Wiese und auf derselben ein Hügel mit einer Laube und schönen
Banken, wo man den ganzen See übersah. Das jenseitige Ufer,
die schöne Rundung hier am Ende des See's, der prächtige
Wald, dazu die schönste Abendbeleuchtung (um 6 Uhr) zogen uns
so an, daß unser Thee dicht bey dem Hause beynah kalt wmde.
Wir eilten nach dem Königlichen Garten, der sehr groß ist, wohl eine Viertelmeile lang. Beym Eingänge mußten 2 Skil-ling Dansk zahlen. Hier war der kleine Junge, der uns schon vorhin durch seine Musik entzückt hatte; wir gaben ihm 2 Stü-ver, und er ging die Allee hinab hinter uns her, immerzu spielend. Dann gingen wir den See entlang; das Wetter war schwül" es stiegen Gewitterwolken auf. Uns begegneten viele Leute aus Kopenhagen. Wir kamen wieder eine lange Allee hinauf, die durch das Holz gehauen war und meist aus den schönsten Tannen ("Granen" hier zu Lande) bestand. Auf einmal standen wir mitten in dem Normannsthal. Dieses ist ein großer Kreis, ungefähr 75 Schritte im Durchmesser und wie ein Amphitheater, aber nur von drey großen Stuffen oder Terrassen, und in der Mitte ist
nichts.
Rund herum stehen die Trachten aus allen Norwegischen Provinzen, immer Mann und Frau. Es kommt einem vor, wie eine große Prachtausgabe irgend eines Modenkalenders; es sind nicht eben die bedeutendsten Kupfer, nein nur vornämlich die Moden, in Stein ausgehauen und so gleichsam verewigt. Sie sind sämmtlich von Wiedewelt, und zum Theil recht natürlich. Das Exemplar stammt von Friedrich V. her, dem Herausgeber; die Sammlung besteht aus 72 Personen, nebst 4 Musikanten, die recht liebreiche Gebehrden schneiden. Nachdem wir uns hieran völlig ersättigt (denn man sieht würklich nicht bloß die Augen satt, es ist, als ob man's ordentlich im Magen fühlte), gingen wir weiter bis vor das Schloß. Hier sahen wir uns um, und die große prächtige Allee hinunter; sie ist wohl 50 Schritte breit, und, wie gesagt, durch den Wald gehauen. Die Sonne schien so warm in der Luft; die Aussicht führte auf den Es-romssee, wo wir hergekommen. Wir waren ganz entzückt; ich sprach zu Böhndel: "Hörst du die Nachtigal, mein süßes Leben?" Er: "O ja, wenn nur die verdammten Mücken nicht wären! es ist eine Natur, die noch nicht idealisirt ist, es thäte nöthig, daß sie ein wenig veredelt würde," und so sing es etwas an zu regnen. Das Gewitter kam näher, und machte viel Effect. Wir schauten nach der Kanincheninsel, ganz von Stein mitten in einem Teich gebaut, und durch eine Zugbrücke mit dem festen Lande verbunden. Auch nach der Königin Privatgalten; aber beides sahen wir nur durch's Gitter, und morgen kommen wir hinein, dann soll es, ausführlicher beschrieben werden.

Wir gingen nun wieder zu Hause und sahen hier hinten vom Garten aus das Gewitter näher rücken, bis uns der Regen etwas zu nah' auf den Leib kam. Da retirirten wir hinter den Tisch, und unsre Bravour im Rückzüge wurde der arme Braten gewahr; der sich aber auch so zu benehmen wußte, daß unser Appetit doch alle wurde. Vorn im Hause siedelte man und tanzte aus Leibeskräften, und der Blitz und Donner accom-pagnirten. Wir thaten das Licht aus, um uns nicht so grade in's Fenster sehen zu lassen; wie der Blitz waren wir im Bett, und schnarchten auch, daß es donnerte. - Es verzog sich das Gewitter; wir aber sinken hin vor unendlicher Müdigkeit, zu stärken die bedürftigen Glieder.


Vierter Tag.
Still wöär de Nacht; de Vägel swegen.
Up steeg' de Dau im vullen Segen.
Dat eerste ü.icht blenkd' an de Drape",
Do güng' de Döör des Himmele apen,
Un stünn' Aurora glyk in de Döör,
Värbreided' üm sich 'n "zollen Meer,
Nlenkd' äwer den woold, maakd' rosd den Dau.
De Lewaark daad't sich in Süchten gau;
Hell p^pden un süngen de vägelken" all'
Un laweden Go" mic ludem Schall,
De Spaarling, de SwHHlk, de 2,ewaark am Häwm, -
Un de Nachrigal slait, dat de Twvge bewen.
De Grasmügg', de HHmpling, de Nofint doorto, i
Se juuchen un singen eenanner to"
Vraehüppers un Rewers se ziss'en un brummen:
De ü.üfie vom lustigen ü.ewen summen"
Ja allen" mic enem enigen Geist
H.aw" Gott den Herrn co allermeist;
"ken ü.ewen de gröle Welt döörbruus't.
De Huud uns vör Schreck un wälichhait Fruust;
So wünscht sich de Mensch mit dem swankenden Sinn
Doch vörlangend in düss'e Gesellschop in. -
w^ sprüngen up, un güngen henuuc,
Un wuschen mit wacer de Vgen uns uut, z
Un segen den kloren Himmel an: Nu ewen wull de Sünn' upgaan, Un bliyd' to eerst mm woold' herum; 't wöör nich koold, doch schuderd' un grääsd' un" de Huud.
De Wolken krüül'den sich licht üncher, ^ Un wöölden sich in een sürig Meer. - "> ^ . " , H.
N?V segen un" an, un fegen henin, ,,
Un wünschden uns Dichter doorbv lo svn.
In unsre Fründschop is ligi een Mann, .,
^' De süüt dae ook so un anners nich an" ^ ' ° ^ ,
Ik dach' an all' myn' L,eewen hen,
De düt logier mit une muchden seen. - > wv günyen 'n bitten noch up unde daal,
Un do gl^k wedder in unsern Saal,
.", drucken un" an, un drünken Thee, ,:<^
, Belaalden den U?eert, un säden Aoje.


Bey dem Schlosse sollte Herr M wohnen, an welchen uns Iuel einen Gruß gegeben hatte. Wir gingen hin, und sahen an einem Fenster eine göttlich angemahlte Dame. - Wir genirten uns indeß gar nicht, sondern fragten diese schöne Prinzeß, wo der Herr M anzutreffen sey? Antwort: wir möchten nur hinein kommen, sie werde uns zu ihm bringen. Sie machte uns die Thür auf, und wir erstarrten fast vor ihrem himmlischen Wesen; es war so was ganz außerordentliches darin, eine gewisse erhabene Dienstfertigkeit, - kurz, wir vermutheten eine Fee oder so etwas, allein ihr werdet sehen, daß sie das nicht war, sondern eigentlich noch etwas höheres, und sogar welche machen konnte. - Herr M* empfing uns sehr freundlich. Er erkundigte sich viel nach Marienlust, wo er vor diesem gewesen war; jetzt aber sey es um ein Spottgeld verpachtet, in der Meynung, als wenn es den Kronprinzen mehr kosten, als ihm einbringen thäte -. Hr. M * war ein sirer Mann; er wollte uns sogleich den Garten sehen lassen, weil er eigentlich nur über diesen die Aufsicht hatte, und uns dann zu dem rechten Schloßverwalter bringen. Er nahm Hut und Stock, umarmte die schöne Prinzessin, nannte sie beym Namen und Du, und küßte sie; wir hätten das gerne auch gethan, mußten uns aber an einem freundlichen Gruß genügen lassen.
Da wir den großen Garten schon gesehen hatten, so führte er uns in den Dronningshave (der Königin Garten) zur Linken des Schlosses. Dort fanden wir: 1. eine Vase mit Jupiter und Juno. 2. Brustbild: Ir. V. 1). 6. k. I)an. et N. 3. Amor auf der Löwenhaut des Hercules. 4. Zwey schlafende Knaben, die erstaunlich schön waren; sie sind von Wiedewelt, und das beste, was ich von ihm gesehen habe. 5. Kleopatra; 6. Ceres; 7. Venus und Adonis: alle drey von Wiedewelt.

8. Venus 6e" Koile" -. 9. Die vier Jahreszeiten. 10-18. Büsten von Römischen Kaisern u. s. w. Auch wurden wir auf Verlangen in eine Rumpelkammer gefühlt, wo verschiedenes wegen der noch frühen Iahrszeit Winterquartiere hielt; es fanden sich dort: 19-24. Figuren. 25-48. Dito mit Köpfen und ohne.
Nun ging's nach der Kanincheninsel; weil hier aber keine Königin ist, so sind die niedlichen Thierchen ("mein liebstes Essen," s. den gestiefelten Kater) auch nicht da. - Dann in den großen Garten. Hier standen hinter dem Schloß in einem großen Halbkreise (der erst mit Hecken eingefaßt war, die so hoch waren, so hoch - ganz erschrecklich hoch, und hinter diesen kam eine Hölzung von Eichen, Buchen, Tannen, Fichten und Birken) so aufeinander folgend: ''Diana. "Mercur. "Juno. Tänzer. Kleopatra. Pallas. Mercur mit dem Beutel. Ein "Löwe. Dann von Fiamengo Flaccus ein Epitaphium mit Basreliefs und der Inschrift: Hoe vivu" Pllravit - Divu" intravlt - Hoo ziis onluit - ^'riclericuZ ()uintu8 - eto. Nun kam die große Allee, von der gestern gesprochen worden; in derselben standen auf der einen Seite: Eine Entführung der Helena. Eine große Vase mit einem Basrelief. Dann Perseus und Andromeda. Diesen gegenüber Iephyr und Flora; und der Entführung gegenüber die Zerstörung Troja's, vorgestellt durch Aeneas, Anchi-ses und Iulus. Die vier Gruppen, von etwas über Lebensgröße, sind von Wiedewelt; am besten gefiel mir das leztere. Nun kamen wieder in dem großen Kreise: Ein Epitaphium. Ein''Löwe. Dann -. "Minerva. 'Venus. Juno. Tanzer. Tänzerin. "Iris. "Mercur. Vor dem Schloß gleichsam auf der Treppe standen: Die vier Iahrszeiten. Zwey Vasen mit Basreliefs. (Die mit einem * bezeichneten sind Abgüsse nach Antiken; die anderen mithin nicht.) Wir fragten nach noch mehr, und wurden eine Allee hinunter zu einem Platz geführt, wo die Trümmer eines kolossalen Mars aus Sandstein lagen. Das Postament stand noch, und ein Fuß; Kopf aber, Arm' und Beine, und die Schulterblatter, lagen in lieblicher Unordnung umhergestreut: es sah ordentlich martialisch aus. - Den Garten entlang kamen wir zulezt an die Wasserkunst, die vorhin durch ein Paar Pferde getrieben worden, wo jetzt aber weder Pferde noch Wasser, noch Kunst groß zu sehen war, es war alles ziemlich angefault.
Nun machten wir den Weg durch das Holz zurück zum Schlosse. Herr M** ging hinein und holte uns den Verwalter; so kamen wir denn in die Herrlichkeit hinein. Der Vorplatz war prächtig; mit Stuckatur fast überladen. Wir wurden in die Zimmer geführt, wo die Gemählde hingen; kriegten denn unsre Brieftaschen heraus, und fragten, ob es auch erlaubt sey, sich diese Merkwürdigkeiten zu notiren? Sie sagten Ja! (bestärkten uns also darin, daß der Kerl in Helsingör ein Hund ist.) Der Verwalter aber brachte ein großes Buch herbey, worin sie alle specisicirt waren. Dieser Katalog in Folio, in Schweinsleder eingebunden, war von Abildgaard selbst geschrieben, wo bey jedem Stück seine Meynung über dasselbe stand. Wir griffen darnach mit der Hast und vergaßen unser Notiren darüber. Daher ist es auch gekommen, daß wenig darüber zu sagen seyn wird, obgleich sehr vortreffliche Stücke darunter waren. Es waren sieben große Zimmer in einer Flucht, alle dicht voll. Viele Königliche Bildnisse, meistens erbärmlich oder sehr mittelmäßig, hingen da, weil es Königliche waren. Das beste waren die Landschaften, vorzüglich aber Seestücke, aus der Niederlandischen Schule. Von Vanderneer fanden wir jedoch keines notirt. Einige Köpfe von Denner, aber nicht von seinen besten. Das meiste war aber doch nur Copie, und hatte das Ganze fast das Aussehen wie der Börsensaal in Hamburg, wo sich doch nur selten was ertraordinaiies blicken läßt. So war hier ein Stück, auch aus der Niederländischen Schule, vorstellend einen Reuter, der vor einem Hause hält (oder ob es im Hause war?), er spricht mit einem Mädchen und wird von der andern Seite behorcht; in Rembrandt'scher Manier, ich erinnere mich nicht, für wessen Arbeit A. es ausgab, er sagte aber, daß es das einzige in seiner Art in Dänemark sey. Im folgenden Zimmer war ein Stück "zotes lanF Fo"s breed" von Gerard Douw, ganz unbeschreiblich ausgeführt; es war eine Familie, und unter anderm ein Hündchen darauf, das Junge hatte, die konnten nicht jünger aussehen. Zu diesem war ein Pendant, auch sehr schön, das aber dieses bey weitem nicht erreichte. Auch einige sehr schöne Portraits noch aus der Niederländischen Schule. - Man führte uns nach der Kirche, wo wenig merkwürdiges war; ausgenommen, daß die Decke ein Platfondsgema'hlde hatte. - Jetzt kam der große Rittersaal an die Reihe. Dieser war nicht eben sehr groß in dem Verstände, daß viele Menschen hineinkonnten; dafür aber desto höher. Denn das Schloß ist ungefähr so:
(Skizze)

und in dem mittleren Thurme, von unten von der großen Thür auf bis an den Flügel, das war der Saal. Es sah eigentlich ganz lächerlich aus: eine Stube drey- bis viermal so hoch als lang und breit, und dazu noch vier Camine darin; wie mag das wohl zu heizen seyn? Vben, weit in der Höhe, waren verschied" ne Frescomahlereyen, Familienstücke, Christian VI. und Frie" drich V. betreffend. Unten aber sah man zwölf Gemählde, aus der Iliade gewählt: 1. Wie Agamemnon und Achilles zanken. 2. Zweykampf des Menelaos und des Paris. 3. Hektor's Abschied von der Andromache. 4. Er legt Feuer an die Schiffe. 5. Des Patroklos Tod. 6. Briseis wird dem Achilles wiedergegeben. ?. Hektor von Achilles besiegt. 8. Kämpft bey des Patroklos Scheiterhaufen. 9. Priamos holt Hcktor's Leiche. W. Hektor's Bestattung. - Mehr erinnere ich mich nicht.
Nun gaben wir dem Schloßverwaller unsern Reichsthaler, und Herr M ging noch mit uns zu einem Mann, der eine große Privatsammlung hatte. Dieser war blind, hatte aber nuch in seinem Leben recht viel gesehen, und viel in Italien gesammelt. Es waren noch einige Fremde da, die seine Frau (zu die" fer sagte Herr M, daß die Cousine angekommen, und daß sie eine excellente Schauspielerin sey) herumführte; wir führten uns selbst. Die Leute hatten vor diesem in Kopenhagen ge" wohnt; wir brachten ihnen einen Gruß von Iuel. Die Frau war fürchterlich gesprächig, nebenbey ein weiblicher Restaurator; sie erzählte eben so wie der alte Eckhardt in Hamburg von ihren Heldenthaten im Repariren alter Bilder, auch versicherte sie uns, sie habe nichts als die schönsten Originale in ihrer Galerie. Das fanden wir aber gar nicht, einige Skizzen ausgenommen, die sehr schön waren. Auch ein Rafael war da, der Tod des Ananias; es sah nicht sehr darnach aus, aber wie ich hernach hier auf der Kunstkammer einige Stücke von Rafael's früheren Arbeiten sahe, konnte ich mir es doch denken. Sie theilte uns die ganze Lebensgeschichte dieses Stücks mit, wie es aus Rafael's Pinsel, und durch Erbschaften u. s. w. zulezt in ihre Hände gekommen sey. Wir bedankten uns sehr höflich bey ihr und dem blinden Mann, und empfahlen uns wieder. -> Hr. M** hatte sich schon fortgemacht, und wir merkten wohl, daß er unsern Reichs" thaler nicht hatte haben wollen. Wir bedankten uns in Gedan
ken, und eilten nach unserm Wirthshause, unsere Bündel abzu
holen, und nur noch zu trinken. Die Uhr war halb eins, da wollten wir erst noch nach Friedrichsburg, und dort essen, denn es ist nur eine Meile weiter. ?-.

Wir gingen also frisch darauf los, und kamen in die Nähe des See's. Hier sing sich die alte Badelust in uns zu rühren an; wir bedachten aber, daß wir noch hungriger werden würden und daß in Seeland die Krüge nicht so nahe beysammen sind, daß man sich auf diesem Wege noch wieder nothdürftig sättigen könnte. Der Weg ging immer durch Wald und es kamen mitunter ausnehmend schöne Partien vor, wovon wir einige zu zeichnen ansingen, aber nichts vollendet wurde. Vier müde Wanderer hatten sich am Wege sehr mahlerisch zum Schlafen hingelegt; der eine war von dem Aufwurf am Graben in den Weg hinunter gerollt, daß er recht in dem Geleise lag. Wir setzten uns gegenüber hin und zeichneten sie; die Zeichnung findet sich in Böhndel's Mappe. - Es war unbändig heiß und wir waren sehr durstig geworden; fragten bey einem Bauern nach Milch, der uns auch gern was gegeben hätte, er hatte aber selbst nichts. Wir gingen weiter und fragten bey einem andern; hier antwortete uns ein Hund sehr anzüglich, und da der Bauer kam, zeigte sich, daß es nur der Prologus zu seinen Grobheiten gewesen war. Er sagte, er werde nicht um unsertwillen die Gesetze übertreten, da es scharf verboten sey, etwas zu verkaufen, wo kein Krug sey. Obgleich wir ihm nun unsern ""gemeinen Durst vorstellten, und daß er uns ja was schenken könne, so wollte es doch alles nicht anschlagen; er unterstand sich sogar zu sagen, er habe nichts. Wir wurden ganz niedergeschlagen, gingen noch etwas weiter fort, und legten uns dann in's Gras.
Daher kamen wir auch so spät nach

F r i e d r i ch s b u r g.
Der Weg ist sehr schön. Man kommt zulezt in eine Allee, die grade auf das Schloß führt. Hier war eben vor der Stadt ein Spatziergang zur einen Seite, und zur andern ein Bruch; wir hörten einen Quell plätschern, der aus einem Stein dicht am Wege sprang, und zum Königlichen Garten gehörte; hier stillten wir denn unsern Durst bestmöglich, und da wir grade an einem Schlagbaum waren, machten wir einigen schönen Damen diesen auf, was uns nichts einbrachte. Wir gingen über den Schloßhof. Das Schloß ist etwas Gothisch und schon ziemlich alt. Es ist ganz aus dem Wasser heraufgebauet, und hängt durch sehr schöne steinerne Brücken mit dem Lande zusammen; die Kirche ist mit in demselben begriffen. Es war viel Specta-kel von Soldaten da. Hinter dem Schloß fanden wir ein Wirthshaus, und fragten nach einem Zimmer.; es wurde uns eines angewiesen, das aber mehr einem Schweinestall glich. Darum gingen wir weiter, durch den ganzen Ort, welcher in einer langen Straße rund um den See liegt, in welchem das Schloß ist; und kamen zum PostHause, wo wir glücklich noch ein Zimmer kriegten.
Man sagte uns, daß die Kronprinzessin jeden Augenblick von Friedrichswerk erwartet werde, und daher könnten wir nichts im Schlosse zu sehen bekommen. Hier sollen die schönsten Gemählde noch seyn, besonders eines von einem Dänischen Meister, das nicht ganz fertig geworden. Unsern Schmerz, den wir hierüber empfanden, aßen wir zu Mittage mit herein; ließen uns unser Zimmer anweisen, und gingen nach dem Königlichen Garten (erfragten vorher noch einen Barbier, der war aber aus, um Zähne auszubrechen.) - Wir gingen also zum Garten, der noch nicht Englisch ist, hier und da aber schon heftige Anfalle von dieser Krankheit weg hat. Er ging in großen geschnittenen Hecken den Berg hinan, und wir sahen von verschiedenen Stuffen herab aus das Schloß, welches grade gegenüber lag. Die Kronprinzessin, hofften wir, da uns bey Iucl die Gnade ihrer Bekanntschaft, zwar in Effigie nur, zu Theil geworden war, sollte so liebenswürdig seyn, uns zu sehen und uns anbieten lassen, das Schloß in Augenschein zu nehmen; diese Hoffnungen jedoch wurden zu Wasser, denn sie kam nicht; allein, wie wir nachher in Kopenhagen erfuhren, hatten wir die Kirche doch recht gut besehen können, wir waren nur grade mit Unverstand geblendet, daran nicht zu denken, gingen also weiter den Garten hinauf. Fast ganz oben war ein Teich, von welchem sich im Schlosse ein Springbrunn herleitet. Es waren dort oben einige Weiber, die Bohnen pflanzten; auch Spargelbeete waren da. Hier war denn nun die Welt mit Brettern zugenagelt. Uns plagte die Neugier, zu wissen, was hinter denselben sey? wir gewahrten schon die schöne Partie, wo, nicht weit davon, uns vorhin die Quelle gelabt hatte; fragten darum die beiden Weiber, ob es wohl erlaubt sey, hier überzusteigen? Die meynten: Ja, wie wir da hinüberkommen wollten? Ich sagte: "Geben Sie acht l" nahm die Hand, gab Böhndeln eins vor den H . . und wie er hinüber flog, faßte ich mich an seinen Rock, daß er mich mitnahm. Und so fanden wir uns am Rande eines kleinen Teichs, der ganz prächtig von Bäumen eingeschlossen war. Es war so still, daß sich kein Blatt rührte, woran wir uns denn allermeist ergötzten. Wir warfen überm Wasser einige "Butterbrode;" und zufällig entdeckten wir das schönste Echo. Nachdem wir uns hieran eine Zeitlang gefreut, kamen wir an das sogenannte Schlangenthal, wo wir mit berganstehendem Haar einen saftigen Sumpf passirten, und standen nun auf einem schönen Platz, wo hohes Gras, und hier und da vortreffliche Eichen waren. Wir wollten einige Partien zeichnen, aber die Mücken machten es pur unmöglich. Eine Schaar von Milchmägden kam mit den Eimern auf den Köpfen vom Felde, die sangen, daß die Baume schallten und wiederhallten. Die Sonne war im Sinken und göttliches Wetter. Wir gingen zurück und kamen an eine Eiche, die uns einen langen Ast zum Schaukeln bot; wir nahmen das sogleich an und wiegten uns in die Luft hinauf. Passirten mit einem Satz die Planke wieder, gingen den Garten hinab und entdeckten unten einen Fußsteig, der seiner Richtung nach uns wohl etwas näher nach Hause führen mußte; das war ein Fund für uns. Er leitete uns über einen Berg, mitten durch ein Rockenfeld, dicht am Schlosse vorbey, und ganz Friedrichsburg lag zu unsern Füßen. Die Sonne ließ noch einmal durch den Wald sich sehen; sie ging herrlich unter, und auf der andern Seite kam der Mond. Wir gingen ihm entgegen, und verirrten uns darüber in eine Straße, durch welche wir vorhin nicht gekommen waren. - Hier war ein großer Lärm. Ein Mann kam aus seinem Hause in voller Wuth, und lief grade gegenüber hinein; die ganze Gemeine versammelte sich um die Thür; wir mit. Er kam bald zurück und hatte seine Frau bey der Hand Jugendliche und scherzhafte Versuche. "U
hinter sich geschleppt, die schrecklich heulte. Einige Husaren kamen mit heraus; der Mann sagte, er wolle schon dafür sorgen, daß sie nicht wieder hinüber käme. Viele lachten, die Husaren siuchten, sahen aber doch verlegen aus. Wir gingen weiter zu dem Herrn Barbier, der noch nicht zu Hause war; ich versprach, noch wieder zu kommen und so ging's zu Hause. Wir bestellten etwas Butterbrot" und Bier zu Abend, und sahen zum Fenster hinaus, wo uns die Soldaten etwas vortrompeteten. Ich ging noch einmal zum Barbier, er war noch nicht da und nun ließ ich ihn fahren. - Wir aßen zu Abend, Schaafkäse, wovon wir uns auf morgen früh noch einen bestellten. Wir warfen das Loos: Böhndel mußte wieder hinten liegen. Das Licht ging aus, es war entsetzlich heiß; allgemach verloren wir das Besinnen, und schliefen fest ein.


Fünfter Tag.
Dat wöör noch Nacht, l ^
Do trummeld' de wacht,
Un maakd' een' gewoldigen Spittakel.
w? waakden up,
Un sprüngen up,
To seen dac grote Nterrakel.
Doch güng' de wacht alleen herüm ?
Un maakd' so'n grool preammelnm. '
Dar wöör noch srü. Drum günge" n,?
Noch wedder to Nedd' "m Slapen -. "ald kööm de Maagd, Un säd': "Et daagr; Maakt mv de Döör doch apen!" Do sprüng' ik up un truck m? an, Un leer de Deern tor Döör in gaan.
Se brochd' dat dampende wacer mm Thee. "MM lewe Nöhndel!" säd ik: "waakl he? Beleewl em nich up to staan? Wy mut"n hüüt noch wvl gaan." Gl^k stünn' he up. wv seli'en uns daal, Un nömen lo un" dat köstlike Maal. Dat lewe Brod wöär rech" Food, ' De Reep wöör ook nich basch. W? stöken noch wat in de T"sch'.
As wy uns von unsere Reeknung beleerd,
De Deern uns wacker de Scewel gesmeerd,
Do güngen wv srischwech unsern Gang:
De wöör vör hüüc sos M'slen lang.
As wv man eerst weren uuc dem C"orc,
Güng' de weg up Kopenhagen jümmer grad' vör uns foort,
Un weer' langw'sllg vör Döwels Vewolt,
Wenn he nich bröchd' dörch 'n scharmanten Busch Holt. -
An enem Slagboom, mli 'n Schooßeehuu" doornewen,
Stünn' 'n Göör, nich veel gröcer as 'n Gösling,
Dar säd', "v schulden em "val gewen.
Nöhndel hadd' noch 'n koppern Säsling,
Den geew' he em: do freud' sich unbändig dat Vöör, , ^,
Un leep, dai ei kööm to syner Huusdöör. ^ ,
Wy güngen wyder, un One Moder noch mööl'ten; Se kööm von de Stadt un un" fründlich deed' grölen.


Wohl zwey Stunden waren wir gegangen, als wir ein gewisses Verlangen, etwas zu genießen, verspürten; setzten uns an einem schönen Platz und hielten unser Frühstück; dann gingen wir weiter. Nach einer Viertelstunde waren wir den Weg zu Cnde; nun ging die Landstraße über das kahle Feld immer grad'" aus; rechts standen einige Bauerhäuser. Es war unsre Absicht, anstatt daß die Landstraße den Furesee rechts liegen läßt, ihn zur Linken liegen zu lassen. Wir schlugen deshalb den kleinen Abweg nach den Bauerhäusern ein; hier trafen wir Hinz und Kunz, die Torf stachen, und legten diesen unsern Plan vor. Sie recensirten ihn etwas, und zeigten uns einen Fußsteig an, der über Wiesen und Brüche auf einen Landweg führen würde. Diesen schlugen wir ein, suchten auch in den Wiesen noch nach Ki-bitzeyern, und kamen nach einer Stunde an einen See, den wir bald als den Allerödsee erkannten. Er war ganz braun, von wegen des Moorgrundes, und der Wind wehte kühl über ihn hin; es war dort sehr einsam. Wir gingen am Rande rund, und trafen hier den Landweg, der auch am See fortlief. Hier stand eine ungeheure Eiche, die hatte sich ganz auf den See hingesenkt. Wir setzten Hüte, Bündel, Röcke und Stöcke unten nieder, und fpatzierten ganz gemachlich bis in den Wipfel hinein; hier waren wir weit über dem Wasser hoch in der Luft, setzten uns auf den krummen Zweigen zurechte, und aßen unsern Käse und Brod vollends auf. Unter uns klatschte das braune Wasser zwischen den Steinen. Nachdem wir die schöne Aussicht auch satt genossen, gingen wir wieder hinunter, und zogen uns an. Da kamen zwey junge Herren mit ein paar sehr hübschen jungen Damen uns entgegen; wir verwunderten uns aus der Maaßen, und mußten ein Landhaus in der Nähe vermuthen. Etwas weiterhin endigte sich unser Weg mit einem Heckthor und einem hohen Zaune. Ueber diesen weg sahen wir viele Fußsteige in's Holz laufen, stiegen über, und schlugen uns rechts, durch ein schönes Holz hin, wo wir manche schöne Bäume niedergebogen fanden und uns ihrer im Vorbeykommen zum Schaukeln bedienten. Nach einer Stunde Gehens wohl merkten wir, daß dieser Weg sich immer mehr rechts drehe, kamen an eine Straße, die quer vor uns lag, und standen, mit Verlaub zu sagen, wie die Ochsen am Berge. Doch kam ein Wagen einen Weg her, der sich nur etwas von dem ab neigte, den wir gekommen waren. Wir fragten nach dem rechten Weg auf Kollekolle: da kam er eben her, wir mußten also beynahe grade wieder zurück, und bald theilte sich unser neuer Weg auch. Da wir nun nicht wußten, welcher der rechte, und ob sie beide wieder zusammenlausen würden, so nahm jeder von uns den seinen. Meinen verlor ich gar bald, fand ihn aber wieder, und ging so lange fort, bis ich seine Signale nur noch eben hören konnte. Hier wurde der Wald so dicht, daß ich, um ihn nicht zu verlieren, da er gar nicht mehr antwortete, auf die Gegend gerade zu lief, von wo ich ihn zum leztenmale gehört hatte. Er war auf denselben Gedanken gekommen, und so trafen wir uns mitten im Busch. Wir schlugen seinen Weg ein und kamen nach einiger Zeit in Van-gehuus an; dann in Lilleröd. Die Gegend war kahl von Bäumen, flaches Land, aber mit schönem Korn. In Bregne-röd fanden wir ein Wirthshaus, uns sehr gelegen, da wir seit Friedrichsburg so zu sagen nichts gegessen. Wir erkundigten uns nach Kollekolle. Das, hieß es, sey noch eine halbe Meile hin. Man nahm uns hier für ein paar Studenten, und der Wirth versicherte, sein Sohn sey eben solch ein Kerl- Von dort erreichten wir bald den Füre see und den Forumsee, wo wir zwischen durch mußten. Ueber den erstern hin sahen wir Dronninggaard, welches de Com'nck's in Kopenhagen gehört, und Friedrich sthal, wo die Gräfin Schulin wohnt. Endlich kamen wir nach Kollekolle, und gingen hinter dem Dorf weg über das Feld zu dem See, um uns einen Nadeplatz auszusuchen. Cs war ziemlich windig, und das Ufer entsetzlich voll Steine, doch mußten wir uns zulezt nur darnach bequemen. Dann gingen wir durch das Friedrichsthaler Holz, wo wir noch einige Convallen und and" Blumen fanden, nach der Mühle. Hier trafen wir Brun's Bedienten" dem ich noch einen schönen Gruß mitgab. Jetzt bestiegen wir noch Bellevue in Friedrichsthal, schnitten unsre Namen ein, kamen durch Sophienhof, und über dem Friedrichsthaler See auf dem Landwege zur Chaussee, wo eben auch die Prinzessin Maria von Frie-drichsburg ankam. Dieser Weg that unsern Füßen am wehsten; wir hatten den Tag mit allem Verirren schon über sechs Meilen gemacht: doch kamen wir Abends halb 11 in's Norderthor. V. begegnete uns auf dem Kohlmarkt, und erzählte uns die Begebenheiten auf der Akademie: B -z war nach dem Modellsaal gekommen; übrigens aber waren keine Prämien gewonnen worden. Auf dem Amacker Markt trennten wir uns; ich ging zu Hause, und legte mich gleich zu Bett.

1 Wie alle Thränen getrocknet werben, so hatte auch dieses Auge zu weinen verlernt als ich in diesem Sommer noch einmal da war.

2 Die eine derselben ist in Prosa und besagt, daß Karl, während er sich vom 28. August bis zum 4. September 1700 in Vedbek aufgehalten, täglich hieher gekommen sey, Wasser aus dieser Quelle geschöpft und hier geruht habe; zu dessen Erinnerung der damalige Eigenthümer, Lars Pedersen, Bauer, hier ein Zeichen erlichtet, das nunmehr Herr Fabritius de Tengnagel zu einem Denkmal geschmückt habe. Die andre Inschrift spricht dasselbe, nur poetischer, in gereimten Alexandrinern von Christian Colbiörnsen aus, fügt hinzu, daß eben so Schwedens Gustaf (der dritte) jetzt all sein Leid in den Armen der Schwester Christian's (des siebenten, Sophia Magdalena) vergesse, und schließt mit dem Ausdruck von Wünschen und Hoffnungen für den Frieden und das Wohl beider Könige und ihrer Völker.

3 S. in Klopstock's grammatischen Gesprächen: "Wie macht es ein Laut wenn er mampft?"


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