Adolf Hölzel
kleinlich analytische, sondern, wie wir dies bei


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kleinlich analytische(,) sondern(,) wie wir dies bei den künstlerischen Arbeiten eingehend zu beobachten im Stande sind, eine Zusam~assung einfacher Formen(,) also eine synthetische. Es mag bei der Darstellung ebensowohl vorkommen, dass hinzukommende Linien und Formen wie helldunkel und Farbflecken die Phantasie des Kindes zu besonderen *neuen* gegenständlichen Darstellungen anregen; dass auch etwas anderes als zuerst vorgenommen entsteht, das Gegenständliche im Laufe der Arbeit einen anderen Ausdruck als zuerst gedacht erhält. In beiden Fällen ist es die Kraft der Mittel(,) die dem Dargestellten den Ausdruck verleiht; ob vom gegenständlichen Gedanken ausgegangen oder dieser von der Phantasie des Kindes aus gewissen Linien- und Formzusammenste1lungen und einig;en solchen Zutaten geschaffen, *in* aus ihnen entdeckt wurde. Beide Arten schöpferischer Tätigkeit wären im Verein mit einer8 gründlichen Kenntniss und Beherrschung der Mittel vielfach praktisch zu üben. Wir sehen nun in hervorragenden Kinderzeichnung(en) eine bereits sehr weitgehende Vereinigung beherrschter Mittel mit vereinfachter Gegenstandsdarstellung und damit sehr hohe künstlerische Leistungen. Es ist darum fast unbegreiflich, dass dieses Können und hohe Empfinden der Mittel zu bestimmten Zeiten wieder vollständig einschlummert und die hochbegabten Kinder versagen. In der Musik sehen
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wir Wunderkinder durch glücklichen Unter& richt zu höchster Höhe gelangen und auch zu Zeiten der alten Meister müssen wir Aehnliches sehen. Wenn also unsere Kinder nicht auch bei-diesen äusserst glücklichen Vorbedingungen oder wenigstens einzelne davon zu E:öchstleistungen kommen, so kann nur einerseits, wenn wir von anderen äusseren Umständen absehen, ein Mangel in der künstlerischen Weiterbildung vorhanden sein, wofür die Schuld die Lehrer und ihre*rX für das Höchste noch mangelnde Kenntniss und dem damit zusammenhängenden Schuld sein, oder aber, was sich wohl gleichzeitig damit verbindet, ein Einrosten der der mit dem künstlerischen Denken und Empfinden zusammenhängenden menschlichen Kräfte und ein Versagen der handlichen Freiheit und Weichheit, .die sie fast selbstverständlich bei Vernachlässigung einer ständigen notwendige:? Übung eintreten muss. Gerade in der Musik sehen wir einen ganzen hohen Werth der Ausbildung der mit dem Beruf zusammenhängenden Muskeln zufallen(,) und welche Millionen von Übungen und Solfeggien sind vorausgegangen, bis ein derartiger Künstler in der vollen Beherrschung der Mittel seine höchste Empfindung in der von uns nun geforderten Höchstleis tung zum Ausdruck bringenm höchste Kunst geben kann, ebenso auf dem durchgeistigten Gebiet der Composition. Dam1.t aber ist der Rahmen für eine derartige A~beitsschulefür Lehrer und Schüler gegeben. Höchste Ausbildung der künstl. Mittel U. ihrer Kombinationen und fortgesetzte praktische darauf hin abzielende
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Übungen. Und ständige damit zusammenhängende Übungen für die bei der künstl. Übungen notwendigen körperlichen Kräfte. Während bei der Musik eine Theilung des geistig Concip irenden und des dieses Ausführenden gegeben ist, handelt es sich in der bildenden Kunst für den künstlerisch Schaffenden stets um ein vereinigtes Können und eine gemeinsame( , ) verknüpfte Tätigkeit.
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