Adolf Hölzel
Das mehr beiläufige in der Malerei gegenüber der


Das mehr Beiläufige in der Malerei gegenüber der Musik ergiebt sich schon dadurch, dass durch die pariser Stimmung in der Musik sichere Töne geschaffen sind, die wir in der Malerei, selbst wenn die Grundfarben einheitliche wären[,] nicht haben, da das Handtieren mit dem Pinsel bei Mischungen zu vielen Zufälligkeiten ausgesetzt ist, um ein klares Gesetzmässiges zu verbürgen. Für die reine, absolute Kunst ist im Sinne der Forschung der Gegenstand zunächst bedeutungslos. Dieser gewinnt für diese künstlerische Forschung erst Bedeutung, wenn er Kunst Träger wird. Das kann er nun in der verschiedensten Art und Form sein, wodurch sich die damit zusammenhängenden Fragen sehr comliciren. [linke Spalte:] Der Stuhl und der Mensch Wenn Kunstwerke erst im Verhältniss zum Menschen zu einem solchen werden[,] dann ist der Stuhl das grösste Kunstwerk[,] auf dem die Menschen am besten sitzen. Wird aber der geschmückte Stuhl mehr unter die Kunstwerke gezählt, dann wäre dies das sicherste Zeichen, dass wir unter Kunstwerken hauptsächlich in der bildenden Kunst solche verstehen, die unserem Auge wohlgefallen. Hier ist demnach als Empfindungsorgan das Auge festzuhalten. Sie blossen Techniker in der Malerei kommen nicht über's handliche Feuerwerk hinaus. Wenn nicht mehr im Kunstwerk ist, hat es als solches wenig Bedeutung. Ebensowenig durch den Gegenstand allein, der doch nur der Träger der Kunst ist. Der Gegenstand und das Technische haben mit den physiologischen Forderungen des Auges äusserst wenig zu thuen, befriedigen daher nur Gefühle[,] die im geringeren Sinne mit dem Empfindungsorgan Auge, das in seinen physiologischen Forderungen das Kunstrichteramt ausübt, zu thuen haben. [linker Rand:] Bei Künstlern sollte bei aller Empfindung, wenn sie sich der künstlerischen Forschung im malerisch tätigen Sinne widmen, das logische Denken ausserordentlich geübt werden.
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