Die künstlerischen Mittel bilden die Sprache des

Die künstlerischen Mittel bilden die Sprache des Künstlers[,] ohne ihnen kann er Nichts zum Ausdruck bringen. Aber keineswegs bilden sie allein das Kunstwerk. In diesem sehen wir eine grosse untrennbare Dreieinigkeit vereinigt. Natur, Persönlichkeit und künstlerische Mittel. Je nach dem das Eine oder das Andere als vorherrschend auftritt[,] wird das Äussere des Kunstwerk[s] sich entsprechend verschieden gestalten. Daraus auch resultiren Richtungsunterschiede. Da ich aber heute hier nur über künstlerische Mittel und Gesetze spreche u. [?.] so sehr wichtige Faktoren im Kunstwerk[,] Natur und Persönlichkeit[,] nur recht nebenbei erwähnen kann[,] so gestaltet sich mein Vortrag auch in dieser Hinsicht recht einseitig und muss dies thuen, was natürlich nicht ausschliessen darf, dass wir der Natur als höchster Anregerin und Lehrmeisterin wie auch der künstlerischen Persönlichkeit unsere gleich hohe und höchste Aufmerksamkeit und Bewunderung entgegenbringen müssen. Kein Künstler wird wegen des Gesetzes an u. für sich um dasselbe forschen, sondern lediglich darum, weil er damit künstlerisch etwas erreichen u. festhalten kann. Diese Gesetze sind nichts Anderes als formulirte Erfahrungen. Das künstlerische Gesetz ist kein starres Gesetz. Es entsteht, indem der Künstler während seiner intensiven Arbeit oder beim Erforschen der Natur oder Betrachten eines Kunstwerkes eine plötzliche Offenbarung erhält, die er für sich und andere festzuhalten bestrebt ist. Eine so gefundene Formel[,]die mit einem hohen Empfindungsmoment zusammenhängt[,] bildet also eine Empfindungsklärung[,] mit der wir eine höhere Stufe erreicht haben, die dann wieder die Grundlage für neue Empfindungsklärungen und Steigerungen bildet. Andererseits bilden diese Gesetze die Grundlage aller Tradition, denn Tradition ist ja Nichts weiter als die in's Fleisch und Blut übergegangenen Erfahrungen unserer Bedeutendsten. Von diesen beiden Standpunkten ist ihnen schon die grösste Aufmerksamkeit zuzuwenden.

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