Adolf Hölzel
Wenn man eine Sache heben will, giebt es kein


Wenn man eine Sache heben will, giebt es kein aber u. allerdings. Man muß ganz dafür eintreten[,] mit beiden Füßen zugleich hineinspringen, so nützt man, dynamisch oder synthetisch, nicht atomistisch und analytisch. Dieses gehört hinter die Coulissen. So schaden viele Kritiker mit gutem Willen doch außerordentlich. Der öffentlichen Meinung wegen oder um sich vor sich selbst zu decken. Noch ärger ist natürlich die übelwollende Kritik. Es gibt tausendjährige Erfahrungen in der Kunst, die uns in einer anderen Sauce immer wieder als etwas Neues vorgesetzt werden. Wenn etwas gut ist, verdient es verbreitet zu werden. Und wenn dies als Reklame von den Feinden angefochten wird, so ist zu erwidern, daß alles Beste eines hohen Preises wert ist, während es als Verbrechen angesehen werden muß, wenn das in der Kunst, das keine Religion enthält, theuer bezahlt u. verkauft wird. Denn in der Kunst ist etwas bereits ein Verbrechen, das in anderen Berufen, den geschäfts- u. kaufmännischen z.B.[,] noch als selbstverständlich gilt. Die Darstellung hängt in der Malerei mit den künstlerischen Mitteln zusammen, das Dargestellte mit der Natur. So haben wir für das Entstehen u. Werden eines Kunstwerkes zwei Wege, die die notwendige Vereinigung des Obengesagten herbeiführen können. 1. kann man die Natur vom Standpunkte der künstlerischen Mittel ansehen, u. um die Natur künstlerisch auszudrücken[,] sie auf die künstlerischen Mittel zurückführen oder 2. Man kann das für das Kunstwerk notwendige Naturähnliche aus den künstlerischen Mitteln entwickeln. Im ersteren Falle giebt die Natur die Grundlage (Naturalismus)[,] im anderen entsteht das Ganze aus den künstlerischen Mitteln, bilden diese die Entwicklungsgrundlage (Stylismus) Jede Entwicklung ist in der verschiedenartigsten Weise möglich[,] hängt aber, immer einerseits mit der Natur[,] andererseits mit den künstlerischen Mitteln zusammen. Beides ist gegeben. Nicht immer ge- und erkannt. Beides muß daher auf's Eingehendste studirt werden. Für das persönliche Kunstwerk so persönlich als möglich. D.h. wir müßen in der Natur erkennen und das aufsuchen, was unserer persönlichen Empfindung am Nächsten liegt, und dann inbezug auf die künstl. Mittel jene verwenden, die uns zunächst am meisten intereßieren.
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