Adolf Hölzel
M.H. Herr Sch. hat mich in Ihrem Namen aufgefor


M.H. Herr Sch. hat mich in Ihrem Namen aufgefor dert(,) heute Abend hier zu sprechen. Ich bin seinem Wunsche nachgekommen, weil ich die ÜberZeugung von der Wichtigkeit habe, dass wichtige Erfahrungen der Älteren den Jüngeren mitgeteilt werden, damit sie eine Basis bekommen(,) ihre eigenen Erfahrungen darauf aufzubauen und *sich* mit diesen, *den* zur eigenen, *sich* *zu* künstlerischen Höhe zu entwickeln. *Und* Das ist nur durch eigene Erfahrung möglich. Deshalb kann ich mich auch *nur* erst mit einem Unterricht einverstanden erklären, der es dem Wissensdurstigen und Lernbedürftigen ermöglicht(,) nicht nur das, was der Lehrende weis&) zu übernehmen, sondern *dass* bei dem ihm die Sache so übergeben wird, dass er damit zu eigenen Erfahrungen zu kommen vermag. *Deshalb halte* Das ist auch ein Grund(,) warum ich *auch* von einzelnen künstlerischen Vorträgen nicht viel halte, die für den künstlerisch *praktischs Tätigen nach meiner Ansicht nur einem ausreichen(,) wenn sie mit eingehenden praktischen Übungen verknüpft sind, bei denen sich ja eigentlich erst die für den Einzelnen nötigen *praktischen* Aussprachen ergeben und die allein im Stande sind(,) ein*ex tieferes Eindring*lichkeitXen und das so notwendige selbständige Nachdenken zu ermöglichen. Grosse Erfahrungen haben Gesetze gezeitigt. Jedes künstlerische Gesetz ist die Formel einer künstlerischen Erfahrung(,) hat demnach tiefe Empfindung zur Grundlage. *Aber* Doch nicht das Gesetz(,) sondern die Art seiner Verwendung machen den Künstler. Durch fälschliche Anwendung
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des Gesetzmässigen, ist viel Irrtümliches und Verwirrung in die Kunst getragen worden. Hier kann nur Erfahrung(,) die durch vielfache rationelle arbeit gewonnen werden kann, nützen. Nicht *da* Wissen oder *die* Gelehrsamkeit, sondern nur jene durch eingehende Erfahrung und durch fortgesetzte Übung erlangte Weisheit. Das gelhrte Wissen in der Kunst kann sehr schädlich sein. Das Un'bewusste ist quellende Kraft (L.T.) (Doch von zwei Streitern siegt der Denkende (L.T.) ) Jede Art Hemmung in der Kunst ist schädlich uni birgt für sie die größten Gefahren, den ewigen Hemmungen von allen Seiten kann man nur durch vollständiges Zurückziehen auf sich selbst ausweichen, und dieses nur ist für einen gleichzeitigen Beruf ohne Scha den, wenn man denselben gründlich erkennt, beherrscht und sich in ihn auf's Eindringlichste vertieft hat(.) Es giebt für den Ausübenden verschiedene Arten von Betätigungen(,) die alle in sich eine be stimmte Berechtigung bergen. In der bildenden Kunst sind es 2erlei Hauptmöglichkeiten zu einem
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Schluss zu kommen. Entweder vom Gegenstand, vom Erlebniss auszugehen(,) dieses künstlerisch zu gestalten und so das künstlerische Endresultat herbeizuführen, oder von den Mitteln ausgehend, diese in ihrer Tolgerichtigen Aneinanderreihung und Ausnützung zu verwerten U. so zu einem künstlerisc hen Abschluss zu gelangen. Die Erlebnisse sind hier vielfache und fortgesetzte(,) doch stehen sie nicht am Ausgangspunkt(,) sondern sind immer wieder neue und Staunen erregende Ereignisse während der Arbeit U. ihr Gipfelpunkt der Abschluss, das endliche Resultat in seiner Gesamtheit als unvorhergesehenes und als Folge consequenter rationeller Ausnützung der seeli+ schen und dynamischen Kräfte dieser Mittel(,) in denen die zeugende Kraft für das Kunstwerk liegt/enthalten ist/steckt und in deren durch vielfache Arbeit U. Erfahrung hergestellten *die* Verbindung mit der menschlichen Seele uns volle Befriedigung werden kann. - In der Musik haben wir Ähnliches. Ich sprach gelegentlich mit einem bekannten Musiker und Musikschriftsteller Dr.E .Keyser. Er frug mich(, ) wie ich über das Persönliche in der Kunst denke. Ich meinte(,) das sei ja wohl immer vorhanden, doch stünde ich auf dem Standpunkte(,) nicht die Idee sondern die Mittel wirken zu lassen, also auf einem objektiveren; da sagte er, dass er ähnlich denke, für ihn bestünden in der klassischen Kunst 2 hohe Gipfel(,) der eine Beethoven mit seiner Fersönlichkeit und seinen Erlebnissen(,) *der ardere* dPesem gegenüber Bach" *der in consequenter* der von den ernsten Musikern noch höher eingeschätzt sei. - So ist es für den künstlerisch Schaffenden nötig(,) die Dynamik und die Seele der Mittel zu erkennen
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und zu erforschen, dann dazu das Seelische des Menschen und die Art seiner Mitwirkung im Kunstwerk.
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