Adolf Hölzel
Die künstlerische Frage der Vereinigung der


Die künstlerische Frage der Vereinigung der Mittel und des Gegenständlichen im Bilde liegt durchaus nicht so einfach. Zweifellos ist eine zu starke Betonung des Gegenständlichen unserem künstlerischen Empfinden nicht immer angenehm. Bei älteren Bildern ergiebt das, was wir Zusammenwachsen nennen, das weiche[,] das durch Staub und Alter sich erzeugt[,] etwas, was verlischt, wenn diese Bilder restaurirt und gefirnisst sind. Es ist wohl nicht immer das frisch entstandene Bild bei den klassischen Werken, das wir uns anders denken müssen, als das[,] was wir vor uns haben und bei dem die Zeit mitgeholfen hat. Wie ein alter Schrank, ein altes Haus ganz etwas anderes ist, als es war im neuen Zustande. Also der etwas verschwommene[,] nicht zu klare Gegenstand mutet uns künstlerischer an, als der harte. Es war merkwürdig, dass einzelne Zeichnungen von mir, die gegenständlich weiter geführt waren, trotz einer rationellen Verteilung, als ich sie umdrehte, auf den Kopf stellte, wo man das Gegenständliche natürlich nicht mehr empfand[,] weit aus besser, sensibler wirkten. Diese noch nicht ganz geklärten Fragen, die möglicherweise auch mit einer witzigeren Verteilung zusammenhängen können, müssen noch gründlich erforscht werden. Dass in dem Übersetzen des Darzustellenden in und für die künstlerischen Mittel der Anfang und mit das Wichtigste im künstlerischen Sinne zu sehen ist[.] D.h. dass wir[,] um künstlerisch zu empfinden[,] im Sinne der vorhandenen Mittel empfinden müssen. Karl Frenzel: Darum richte ich die Bitte an Sie, die Sie jung sind und streben, wachsam zu sein und wahrhaftig. Ein wahrhaftiges Urtheil kann man aber doch nur fällen, wenn man eine Sache gründlich kennt, sonst ist man ja bewusst oder unbewusst ein Lügner.
[Ende Seite 1]
Alle Rechte vorbehalten.
URL dieser Ressource: http://ask23.de/resource/ah_transkriptionen/hoelzel_04_NT_88-1_2-V