Adolf Hölzel
Da wir alle Menschen sind, überwiegt bei


Da wir alle Menschen sind, überwiegt bei Jedem das Menschliche, das sich aus vielfachen Mängeln und Schwächen zusammensetzt. Auch beim Bedeutenden muss naturgemäss das Menschliche in Rechnung gezogen werden, und stört bei ihm mehr als bei Anderen. Im Zusammensein werden diese Schwächen in ihrer nun täglich zu controllirenden Art und Menge zur Hauptsache und immer wieder bemerkbar[,] und schwächen für die Umgebung den Werth der Betreffenden. Es ergiebt sich ein reiches Feld für Spott und bei der ausgeprägten Mittheilsamkeit Aller, insbesondere der Frauen, die ungern etwas verschweigen, wie auch im Streite werden sie erörtert, besprochen und vorgeworfen. Da sie hier nun ohne dem vorhandenen Guten ausgenützt werden, das oft gar nicht verstanden wird, so verzerrt sich das Bild zu lächerlicher Fratze[,] und sie wirken ohne Gegenpol bedeutender und abschreckender[,] als sie dies in ihrer Menschlichkeit eigentlich sind. Insbesondere wird hier geringere Bildung Meisterstücke leisten, wie auch Herzlosigkeit und naturgemäss schlechte Erziehung. Es erklärt sich hieraus zur Genüge, dass ein immerwährendes Zusammensein wie die Ehe, ein geschärfter Blick und gesteigerte Übung des beobachtenden Theils zur Hölle werden können für Einzelne und zur Trennung führen müssen. Dass das Bild durch ständiges Zusammensein und ein Aufbauschen von Kleinigkeiten mit immerwährenden[?] Vorwürfen und Repliken sich verschiebt[,] bedarf kaum einer Erörterung[,] und Manche mögen erstaunt sein[,] wie ganz anders auch aus anderen Gründen sie sich ein Zusammenleben dachten. Wie dankbar muss man sein, wenn es nicht so ist. Doch wird auch für den Freundschaftskreis ein selteneres Zusammensein sich bewähren.
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