Adolf Hölzel
Der Schäfer Dankbarkeit Es ist eine Sache(,)


Der Schäfer Dankbarkeit Es ist eine Sache(,) über die ich mehr nachgedacht habe(,) als es vielleicht nötig wäre. Als ich mit vollem Bewusstsein aus dem Verein zur Förderung von Kunst austrat. Es ist bekannt, dass der Verein, dessen Ausschuss ich angehörte, beschloss, die Wanddekoration in der Kunsthalle (Säulenhalle) Haug zu übergeben. Und zwar ohne dass ich dabei war. Ich ging meinem 60. Geburtstage aus dem Wege. Dieser war am 13. Mai(,) dem 3. Pfingstfeiertage. Am 2., Vormittag dem 12. Mai, fuhren wir zu Prof. Fischer nach Escherlohe. Des morgens mit der Post war eine Einladung zur wichtigen Sitzung an mich noch nicht eingetroffen. Am 15. Mai abends kamen wir wieder nach Stuttgart zurück. Da hatte die Sitzung stattgefunden. Die Einladungskarte war inzwischen eingetroffen. Es wäre möglich gewesen, meinen Geburtstag (den 60.) in einem Verein, der sich für Kunst interessiert(,)zu wissen; doch nicht unbedingt. Aber, da Pfingstpartien nichts Seltenes sind, hätte man immerhin derartiges annehmen können und hätte schon deshalb sich bei den Verwaltungsratsmitgliedern erkundigen müssen, ob sie nicht verreisen, oder man hätte wenigstens die Einladung frühzeitig genug einsenden müssen. Dieses allgemein. Insbesondere aber mir gegenüber, da ich als künstlerischer Beirat in den Verwaltungsrat berufen war und wohl naturgemäss bei einer für Stuttgart so notwendigerweise wichtigen monumentaldekorativen Angelegenheit meine Meinung hätte unbedingt äussern müssen und auch in dem gegebenen Fall hätte gehört werden sollen. Wenn in einer Schwadron oder Batterie etc. die Soldaten zur Stiefelreparatur zusammentreten, ist auch ein Schuster dabei, der sehr eingehend wenn nötig die Stiefel ansehen muss und sein Urteil abgiebt. Er muss dienstlich dabei sein. So hätte meiner Meinung nach auch ich als Maler bei einer so wichtigen künstlerischen und malerischen Angelegenheit dabei sein müssen, nicht fehlen dürfen. Man hätte sich unbedingt mit mir über den Tag oder Abend der Sitzung rechtzeitig verständigen müssen. Oder aber man misst mir kein oder ein falsches Urteil bei. Wenn dies richtig ist, habe ich eigentlich im Verwaltungsrat dieses Vereins nichts zu tun. Als anständiger Mensch muss ich mein Amt niederlegen, was ich getan habe. Der Fall liegt allerdings noch complizierter. Denn seinerzeit hatte Fischer gebeten, mich mit der Angelegenheit zu beschäftigen, was ebenso viel hiess, als dass wohl ich den Auftrag hätte bekommen sollen. Ich hätte ihn angesichts der hiesigen Verhältnisse nur mit grösstem Widerstreben übernommen und nur im äussersten Notfall. Aber unter gar keiner Bedingung wäre ich dafür gewesen, dass Haug ohne Concurrenz, wie es geschehen ist, den Auftrag erhalten hätte(.)Ich. wäre also zunächst für eine weitere(,) mit einigem Widerstreben auch für eine engere Concurrenz eingetreten. Wir haben entschieden Kräfte hier, die man keinesfalls hätte ganz ausschliessen dürfen und die es unter Umständen besser und zweckentsprechender hätten machen können als Haug. Und es wäre endlich einmal Gelegenheit gewesen(,) zum mindesten diese vorhandenen Kräfte in ihrer Art und für einen bestimmten dekorativen Zweck kennenzulernen.
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