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Entwurf: Michael Lingner (1998)

Ausführung auf dem Stadtfriedhof CELLE in Schieferplatten: K.H. Spiekermann, Langenhagen

Urheber & Nutzungsrechte der Aufnahmen: Fotografie Aloys Kiefer www.aloyskiefer.com (2015)

Die Grabmäler für meinen Vater und meine Mutter sind von vornherein so entworfen, dass beide als Grabstätte optisch eine Einheit bilden. Um das zu erreichen, sind die aus horizontal liegenden Schieferplatten gebildeten zwei Stein-Konfigurationen von einem gemeinsamen Gestaltungsprinzip abgeleitet worden.

Trotz der Absicht, das Grabmal meiner Eltern als Einheit zu gestalten, sollte die Verschiedenheit der dort bestatteten Personen gewahrt bleiben. Für alle Fremden drückt sich dies zuallererst in der deutlichen Erkennbarkeit der verschiedenen Geschlechter aus. Wer die beiden Personen kannte, dem fällt es aber darüber hinaus nicht schwer, auch einige ihrer Wesenszüge in die abstrakten Formen hinein zu lesen.

Mir kam es vor allem aber auch darauf an, zu zeigen, dass hier als Mann und Frau vor allem zwei Menschen liegen, was sich durch eine sehr einfache, auf das Wesentliche reduzierte und durchaus archaisch anmutende Formensprache vermittelt. Zugleich ist diese Formensprache in ihrer konstruierten Abstraktheit aber auch von zeitloser Modernität. In ihr drückt sich etwas vom Geist der Ästhetik des Dessauer Bauhauses aus, der über seinen allgemeingültigen Anspruch hinaus, hier aber auch auf etwas Individuelles verweist: Meine Eltern haben sich in Dessau kennen gelernt, es als ihre erste Heimat betrachtet, ich bin dort noch vor der Flucht geboren und wir alle waren und sind den vom einstigen Bauhaus ausgegangenen Impulsen in Leben und Arbeit verbunden.

Durch ihre Bodenlage fügen sich die Schieferplatten im Unterschied zu senkrechten, dem Todeszustand entgegen stehenden Stelen dem Naturgesetz der Schwerkraft so wie wir uns schließlich der Unausweichlichkeit des Ablebens auch zu beugen haben. Desgleichen deutet die besondere Materialität der Schieferplatten auf die Unendlichkeit des Kreislaufs von Werden und Vergehen hin: Mit ihrer spaltrauh belassenen Oberfläche sind sie durch die Witterungsverhältnisse der verschiedenen Jahreszeiten fortwährend einer natürlichen Veränderung unterworfen. Dabei gehen sie ungeachtet des geometrischen Gesamteindrucks mit der sie umgebenden Erde und den darum herum gepflanzten Bodendeckern eine organische und immer wieder wechselnde, je einzigartige Verbindung ein.

Aber letztlich wird es allein durch die den Namen des jeweiligen Menschen nennende Grabinschrift möglich, dass die hier realisierte formal-abstrakte Gestaltung des Allgemein-Menschlichen eine unverwechselbare Individualisierung erfährt. Das entspricht der christlichen Überzeugung, dass am Anfang das Wort war - und es am Ende eben auch ist.


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